Gender Pay Gap

Was ist Gender Pay Gap?

Gender Pay Gap beschreibt die durchschnittliche Einkommensdifferenz zwischen Männern und Frauen, oft in Bezug auf den Bruttostundenlohn. Dieser Begriff wird verwendet, um auf die Ungleichheit in der Bezahlung zwischen den Geschlechtern aufmerksam zu machen und deren gesellschaftliche, wirtschaftliche und strukturelle Ursachen zu untersuchen. Der Gender Pay Gap wird häufig in Prozent angegeben und stellt dar, wie viel weniger Frauen im Durchschnitt im Vergleich zu Männern verdienen. In Deutschland lag der Gender Pay Gap laut Statistischem Bundesamt im Jahr 2022 bei rund 18 Prozent. Dies bedeutet, dass Frauen durchschnittlich 18 Prozent weniger pro Stunde verdienen als Männer. Dieser Wert ist der sogenannte „unbereinigte“ Gender Pay Gap, der alle Einflussfaktoren zusammenfasst.

Arten des Gender Pay Gap

Es gibt zwei Hauptarten des Gender Pay Gap: den unbereinigten und den bereinigten Gender Pay Gap:

Unbereinigter Gender Pay Gap: Der unbereinigte Gender Pay Gap vergleicht das durchschnittliche Bruttoeinkommen von Frauen und Männern, ohne dabei Faktoren wie Berufserfahrung, Qualifikation oder Arbeitszeit zu berücksichtigen. Dieser Wert ist oft höher, da er strukturelle Unterschiede wie unterschiedliche Berufe, Branchen oder Teilzeitarbeit erfasst.

Bereinigter Gender Pay Gap: Der bereinigte Gender Pay Gap berücksichtigt zusätzliche Einflussfaktoren wie Qualifikation, Berufserfahrung, Position und Arbeitszeit. Dadurch werden Unterschiede ausgeglichen, die nicht geschlechtsbedingt sind, sodass eine genauere Einschätzung der geschlechtsspezifischen Lohnungleichheit möglich wird. Der bereinigte Gender Pay Gap ist in der Regel kleiner als der unbereinigte und liegt in Deutschland laut Statistischem Bundesamt bei etwa 6 bis 7 Prozent.

Ursachen des Gender Pay Gap

Der Gender Pay Gap hat zahlreiche Ursachen, die oft miteinander verknüpft sind und auf strukturelle, kulturelle und individuelle Faktoren zurückzuführen sind:

Berufswahl und Branchenunterschiede: Frauen arbeiten häufiger in Branchen und Berufen, die schlechter bezahlt werden, wie im Gesundheits- und Sozialwesen oder im Bildungsbereich. Männer sind häufiger in technisch orientierten und gut bezahlten Branchen vertreten, wie in der IT- und Ingenieursbranche.

Teilzeit- und Minijobs: Frauen arbeiten überproportional oft in Teilzeit oder in geringfügiger Beschäftigung. Dies liegt häufig an der Übernahme familiärer Aufgaben, wie Kindererziehung und Pflege von Angehörigen, was die Verfügbarkeit für Vollzeitstellen einschränkt.

Karriereunterbrechungen: Frauen unterbrechen ihre berufliche Laufbahn häufiger für Elternzeit oder Pflegearbeit. Diese Unterbrechungen wirken sich negativ auf den beruflichen Aufstieg und das Einkommen aus, da Erfahrungen und Netzwerke weniger stark ausgebaut werden können.

Vertikale Segregation: Frauen sind in Führungspositionen und leitenden Funktionen oft unterrepräsentiert, was zu einer geringeren Vergütung führen kann. Dies wird als „gläserne Decke“ bezeichnet, die Frauen den Zugang zu höheren Positionen erschwert.

Diskriminierung: Auch wenn die offene Diskriminierung in vielen Ländern illegal ist, kommt es dennoch vor, dass Frauen für gleiche Arbeit schlechter bezahlt werden als Männer. Unbewusste Vorurteile und Geschlechterstereotypen können ebenfalls eine Rolle spielen, wodurch Frauen häufig bei Gehaltsverhandlungen benachteiligt werden.

Auswirkungen des Gender Pay Gap

Der Gender Pay Gap hat sowohl für die betroffenen Frauen als auch für die Gesellschaft weitreichende Auswirkungen. Frauen haben im Laufe ihres Lebens aufgrund der Lohnungleichheit oft weniger Einkommen zur Verfügung, was sich negativ auf ihre finanzielle Sicherheit, ihre Altersvorsorge und ihren Lebensstandard auswirken kann. In der Gesellschaft führt der Gender Pay Gap zu einer wirtschaftlichen Ungleichheit und kann die soziale Gerechtigkeit beeinträchtigen. Zudem bleibt wirtschaftliches Potenzial ungenutzt, wenn qualifizierte Frauen in geringer bezahlten Positionen arbeiten oder den Arbeitsmarkt verlassen.

Die Schließung des Gender Pay Gaps führt kurzfristig – aufgrund von Preissteigerungen von Gütern und Dienstleistungen – zu Inflation, jedoch mittel- und langfristig zu höherer Kaufkraft.

Maßnahmen zur Verringerung des Gender Pay Gap

Die Verringerung des Gender Pay Gap erfordert einen umfassenden Ansatz, der strukturelle Veränderungen auf politischer, wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Ebene berücksichtigt. Zu den wichtigsten Maßnahmen gehören:

Förderung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf: Durch Maßnahmen wie den Ausbau von Kinderbetreuungsangeboten, flexiblere Arbeitszeiten und die Förderung von Elternzeit für Männer kann Frauen der Zugang zu Vollzeitstellen erleichtert werden.

Stärkung von Frauen in technischen und gut bezahlten Berufen: Initiativen, die Frauen für MINT-Berufe (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) begeistern, können helfen, die Berufswahl zu diversifizieren und die geschlechtsspezifische Trennung in Berufen abzubauen.

Transparenz bei der Gehaltsstruktur: Gehaltstransparenzgesetze, wie sie in einigen Ländern bereits bestehen, verpflichten Unternehmen, ihre Lohnstruktur offenzulegen, um mögliche Ungleichheiten sichtbar zu machen und zu beseitigen.

Stärkung der Verhandlungskompetenz: Frauen sollten in ihrer Verhandlungskompetenz gestärkt werden, um in Gehaltsgesprächen selbstbewusster aufzutreten und für eine angemessene Bezahlung einzutreten.

Diskriminierungsschutz und Compliance: Gesetze und Richtlinien, die Diskriminierung verhindern und Gleichberechtigung fördern, müssen konsequent durchgesetzt werden, um ungerechtfertigte Lohnunterschiede zu verhindern.

Der Gender Pay Gap in der Politik und Wirtschaft

In Deutschland und auf EU-Ebene gibt es eine Vielzahl von Initiativen und Programmen, die sich mit dem Abbau des Gender Pay Gap beschäftigen. Die EU hat sich zum Ziel gesetzt, den Gender Pay Gap bis 2030 deutlich zu reduzieren. Hierzu zählt das 2021 verabschiedete Gesetz zur Entgelttransparenz, das Unternehmen verpflichtet, Beschäftigten Auskunft über die Gehälter vergleichbarer Positionen zu geben. Auch das deutsche Entgelttransparenzgesetz aus dem Jahr 2017 zielt darauf ab, Lohngleichheit zu fördern und Arbeitgeber zu mehr Transparenz zu verpflichten.

Gender Pay Gap bezeichnet eine komplexe Ungleichheit der Bruttolöhne zwischen den Geschlechtern. Diese Ungleichheit basiert auf strukturellen, kulturellen und individuellen Faktoren, die oft tief in der Gesellschaft verankert sind. Die Bekämpfung des Gender Pay Gap erfordert daher ein vielschichtiges Vorgehen und die Zusammenarbeit von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Nur durch gezielte Maßnahmen und eine Veränderung der gesellschaftlichen Strukturen kann langfristig eine gerechte Entlohnung unabhängig vom Geschlecht erreicht werden.