Montag, April 21, 2025
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15 Euro Mindestlohn: Preisschock für Schnitzel und Spätzle?

15 Euro Mindestlohn: Preisschock für Schnitzel und Spätzle?15 Euro Mindestlohn: Preisschock für Schnitzel und Spätzle?

Auswirkungen einer Anhebung des Mindestlohns auf 15 Euro in der Gastronomie

Die Diskussion um den Mindestlohn in Deutschland nimmt erneut Fahrt auf. Laut der Analyse der Hans-Böckler-Stiftung: die „Nächste Mindestlohnanhebung dürfte stärker ausfallen – 15 Euro in Sicht“, steht eine deutliche Erhöhung des Mindestlohns bevor. Bis Ende Juni 2025 entscheidet die Mindestlohnkommission, wie hoch die Löhne in den kommenden Jahren auszufallen haben. Aktuell liegt der Mindestlohn in Deutschland bei 12,82 Euro (Stand Januar 2025). Experten prognostizieren, dass ein Anstieg auf etwa 15 Euro notwendig ist, um das Ziel von 60 Prozent des Medianlohns zu erreichen. Ein Wert, der in der Europäischen Mindestlohnrichtlinie verankert ist. Besonders betroffen wäre die Gastronomie, eine Branche, die stark auf niedrige Löhne angewiesen ist. Auch der Artikel „Kostenschub 2025 für Wirte und Hoteliers“, von hoga.careers vom 26. Dezember 2024, unterstreicht die Herausforderungen für Gastronomie und Hotellerie durch steigende Personalkosten.

Auswirkungen auf die Kalkulation von Speisen sowie die gesamtwirtschaftliche Inflation

Die Gastronomie und Hotellerie stehen vor einem Wendepunkt. Eine Anhebung des Mindestlohns von 12,82 Euro auf 15 Euro entspricht einem Anstieg von 17 %. In der Gastro-Branche wo viele Beschäftigte – von Servicekräften über Küchenhilfen bis hin zu Reinigungspersonal – den Mindestlohn verdienen, würde dies die Personalkosten erheblich verteuern, da die Löhne bereits jetzt einen großen Kostenblock aufweisen und Betriebe durch zusätzliche Belastungen wie gestiegene Energie- und Lebensmittelpreise unter Druck stehen. Eine Personalkostenquote um 30 % ist in der Gastronomie üblich. Ein solcher Anstieg der Löhne treibt diese Quote auf über 35 %, falls keine Gegenmaßnahmen ergriffen werden.

Für Wirte und Hoteliers bedeutet dies eine Zuspitzung der ohnehin angespannten Lage. Viele Betriebe könnten gezwungen sein, ihre Preise zu erhöhen, Personal abzubauen oder Öffnungszeiten zu reduzieren, um wirtschaftlich zu überleben. Die Böckler-Stiftung verweist jedoch darauf, dass befürchtete Arbeitsplatzverluste in der Vergangenheit – etwa bei der Erhöhung des Mindestlohns auf 12 Euro – weitgehend ausgeblieben sind. Dennoch bleibt die Gastronomie vulnerabel, da sie aufgrund geringer Gewinnmargen wenig Spielraum für zusätzliche Kosten hat. Gleichzeitig wird erwartet, dass ein höherer Mindestlohn die Kaufkraft der Beschäftigten stärkt, was langfristig auch der Gastronomie zugutekommt, da sich mehr Menschen Restaurantbesuche leisten können.

Kalkulation eines bürgerlichen Gerichts: Drei Beispiele

Wie wirkt sich eine Mindestlohnanhebung auf die Preisgestaltung in der Gastronomie aus? Angenommen, ein Restaurant hat eine Personalkostenquote von 30 % und die Löhne steigen um 17 %. Wir betrachten drei typische bürgerliche Gerichte: Schweineschnitzel mit Beilage, Rinderroulade mit Rotkohl und Kartoffelknödeln sowie ein vegetarisches Linsengericht. Die Kalkulation basiert auf einem fiktiven Restaurant mit einem bisherigen Stundenlohn von 12,82 Euro, der auf 15 Euro steigt.

Schweineschnitzel mit Pommes frites und Salat

  • Aktuelle Kosten: Lebensmittel 4,00 €, Personal (30 % der Gesamtkosten) 3,00 €, übrige Kosten (Miete, Energie etc.) 7,00 € = Gesamt 14,00 €.

Verkaufspreis:

  • Neue Kosten bei 15 € Mindestlohn: Personalkosten steigen um 17 % (0,51 €) auf 3,51 €. Gesamtkosten: 14,51 €.
  • Neuer Preis: Um die Marge zu halten, Preisanstieg auf 14,90 € oder 15,00 €.

Rinderroulade mit Rotkohl und Knödeln

  • Aktuelle Kosten: Lebensmittel 6,00 €, Personal 4,50 €, übrige Kosten 10,50 € = Gesamt 21,00 €.

Verkaufspreis:

  • Neue Kosten: Personalkosten steigen auf 5,27 € (+0,77 €). Gesamt: 21,77 €.
  • Neuer Preis: Wahrscheinlich 22,50 € oder 22,90 €, um die Kosten zu decken.

Vegetarisches Linsengericht mit Spätzle

  • Aktuelle Kosten: Lebensmittel 3,00 €, Personal 2,25 €, übrige Kosten 5,25 € = Gesamt 10,50 €

Verkaufspreis:

  • Neue Kosten: Personalkosten steigen auf 2,63 € (+0,38 €). Gesamt: 10,88 €.
  • Neuer Preis: Möglicher Anstieg auf 11,00 € oder 11,50 €.

Die Preiserhöhungen von 5-7 % spiegeln den Anstieg der Personalkosten wider. Restaurants könnten versuchen, durch Effizienzsteigerungen oder größere Portionen den Preisauftrieb abzumildern, um Gäste nicht zu vergraulen.

Mindestlohn-Erhöhung – Einfluss auf die nationale Inflation

Die Böckler-Stiftung argumentiert, dass eine Mindestlohnanhebung auf 15 Euro die Inflation nur moderat beeinflussen würde. Frühere Erhöhungen, auf 12 Euro, führten zu einem kurzfristigen Preisanstieg von etwa 0,25 Prozentpunkten, der schnell abflaute. Bei einem Anstieg auf 15 Euro könnte die gesamtwirtschaftliche Wirkung stärker sein, da mehr Branchen betroffen sind. Experten schätzen einen temporären Inflationsanstieg von 0,3 bis 0,5 Prozentpunkten, abhängig von sogenannten Spillover-Effekten, also Lohnsteigerungen bei Beschäftigten knapp über dem Mindestlohn.

Die Gastronomie als Niedriglohnsektor würde die Preise anheben, doch die Gesamtwirkung bleibt begrenzt, da sie nur einen Teil der Wirtschaft ausmacht. Zudem dürfte die gestiegene Kaufkraft der Mindestlohnbezieher die Nachfrage ankurbeln und die Wirtschaft stabilisieren. Die Böckler-Stiftung betont, dass eine Lohn-Preis-Spirale unwahrscheinlich ist, da langfristig die Produktivität gesteigert wird und die Unternehmen andere Anpassungsstrategien wie Preiserhöhungen oder Gewinnminderungen wählen können.

Mindestlohn-Debatte: Gastronomie zwischen Krise und Kaufkraft

Eine Erhöhung des Mindestlohns auf 15 Euro hätte weitreichende Folgen für die Gastronomie und Hotellerie, von steigenden Personalkosten bis hin zu Preisanpassungen bei den angebotenen Speisen. Während die Branche vor Herausforderungen steht, zeigt die Vergangenheit, dass sie resilient ist. Gesamtwirtschaftlich bleibt die Inflation beherrschbar, und die höheren Löhne könnten die Nachfrage stützen. Für Gastronomen heißt es, kluge Kalkulationen und Effizienz zu priorisieren, um die Balance zwischen Rentabilität und Kundenzufriedenheit zu wahren.

Redaktion
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