Brauereien in Europa: Einblicke in den nachgebenden Bierabsatz
Europas Bierabsatz verzeichnet seit Jahren einen kontinuierlichen Rückgang, besonders stark in Deutschland. Laut aktuellen Zahlen sank der Bierverbrauch in Deutschland zwischen 2019 und 2024 um mehr als 5 Prozent. Im Jahr 2023 verkauften Deutschlands Brauereien insgesamt 8,2 Milliarden Liter des Gerstensaftes, verglichen mit 8,7 Milliarden Litern im Jahr 2019 (Quelle: Destatis). Auch andere europäische Ländern registrieren einen fallenden Bierabsatz, was auf veränderte Konsumgewohnheiten, gesundheitliche Bedenken und die steigende Beliebtheit alkoholfreier Alternativen zurückzuführen ist.
Die Bedeutung alkoholfreier Biere
Seit 2007 hat sich die Produktion alkoholfreierSorten des Gerstensaftes in Deutschland mehr als verdoppelt. Im Jahr 2023 erreichte sie 665 Millionen Liter, und alkoholfreie Biere sowie Biermischgetränke machten 2024 einen Marktanteil von 9 Prozent aus. Dieser Anstieg zeigt, wie die Branche auf die wachsende Nachfrage nach gesünderen Alternativen reagiert. Mit über 800 verschiedenen Marken, die nach dem Reinheitsgebot gebraut werden, nimmt Deutschland weltweit eine Vorreiterrolle in diesem Segment ein. Experten prognostizieren, dass bald jedes zehnte in Deutschland gebraute Bier alkoholfrei sein wird.
Wirtschaftliche Bedeutung der Bierbranche in Europa
Eine aktuelle Studie mit dem Titel „The Contribution Made by Beer to the European Economy“ durch The Brewers of Europe unterstreicht die wirtschaftliche Relevanz der Brauereiindustrie in Europa. Laut dieser Studie sichern die Brauereien direkt und indirekt mehr als zwei Millionen Arbeitsplätze in der EU, was rund 1 Prozent der Gesamtbeschäftigung entspricht (Datenbasis 2022). Dazu gehören:
- Rund 118.000 Arbeitsplätze direkt im Brauereisektor
- 217.000 Jobs in der Zulieferindustrie, insbesondere in der Landwirtschaft, wo Getreide und Hopfen produziert werden
- 220.000 Stellen im Handel
- 1,5 Millionen Arbeitsplätze im Gastgewerbe, das weiterhin unter den Nachwirkungen der Pandemie leidet
Die Verbraucherausgaben des Gerstensaftes in der EU erreichten 2022 rund 110 Milliarden Euro, wobei die Branche eine Wertschöpfung von über 52 Milliarden Euro generierte. Zusätzlich tragen die Brauereie erheblich zu den Steuereinnahmen bei: Im Jahr 2022 wurden über 40 Milliarden Euro an Steuern erzielt, darunter 7 Milliarden Euro Verbrauchssteuern und 12,5 Milliarden Euro Mehrwertsteuer aus dem Bierkonsum im Gastgewerbe.
Herausforderungen und Innovationen der Brauereien
Trotz der wirtschaftlichen Bedeutung steht die Brauereiindustrie vor erheblichen Herausforderungen. Seit 2019 sind die Produktionskosten um bis zu 25 Prozent gestiegen. Diese Kostensteigerungen lassen sich schwer an den Handel und die Gastronomie weitergeben. Gleichzeitig zeigt sich die Branche äußerst innovativ. Die stetige Erweiterung der Produktpalette, insbesondere im Bereich alkoholfreier Biere, trägt bei, die Nachfrage zu bedienen und neue Zielgruppen zu erschließen. Immer mehr Brauereien diversifizieren ihre Angebote, indem sie Erfrischungsgetränke in ihr Portfolio aufnehmen.
Holger Eichele, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Brauer-Bundes, betont: „Die deutsche Brauwirtschaft ist innovativ, sie wird vielfältiger und resilienter. Kein anderes Segment hat in den letzten zehn Jahren so stark zugelegt wie alkoholfreie Biere und Biermischgetränke.“
Deutschland, der größte Bierproduzent Europas kämpft mit fallendem Bierabsatz
Deutschland bleibt mit 1.490 überwiegend mittelständischen Brauereien und einer Jahresproduktion von 8,4 Milliarden Litern Bier der größte Hersteller des Gerstensaftes Europas. Die enge Verankerung der Brauereien in den Regionen, die Schaffung von Arbeitsplätzen und die Förderung des wirtschaftlichen Wachstums machen sie zu einem unverzichtbaren Teil der europäischen Wirtschaft.
Die Brauereien und ihre Forderungen an die Politik
Julia Leferman, Generalsekretärin des europäischen Dachverbandes „The Brewers of Europe“, fordert einen politischen Rahmen, der es der Branche ermöglicht, ihren positiven Beitrag weiter auszubauen. „Die Verbrauchssteuern werden höher, und die Produktionskosten explodieren,“ erklärt Leferman. Um die Wettbewerbsfähigkeit der Brauereien zu sichern, sei es entscheidend, die Rahmenbedingungen zu verbessern.
Brauereien in der EU: Eine Branche im Balanceakt zwischen Krise und Innovation
Trotz rückläufigem Absatz des Gerstensaftes und wirtschaftlicher Herausforderungen bleibt die Brauereiindustrie ein zentraler Wirtschaftsfaktor in Europa. Die steigende Nachfrage nach alkoholfreien Alternativen und die Innovationskraft der Branche bieten Chancen, den Markt langfristig zu stabilisieren. Es liegt an der Politik, die entsprechenden Voraussetzungen zu schaffen, damit die Brauereiindustrie ihren Beitrag zur europäischen Wirtschaft weiterhin leistet.