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Samstag, Dezember 14, 2024
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Essensgewohnheiten verändern die NOVA-Klassifikation

Essensgewohnheiten verändern die NOVA-KlassifikationEssensgewohnheiten verändern die NOVA-Klassifikation

Neues Projekt an der Universität Kopenhagen zur Überprüfung der NOVA-Klassifikation

Die Universität Kopenhagen hat angekündigt, Anfang 2025 ein innovatives Forschungsprojekt zur Überprüfung der NOVA-Klassifikation zu starten. Die NOVA-Klassifikation, ein weltweit anerkanntes System zur Bewertung des Verarbeitungsgrades von Lebensmitteln, hat in den letzten Jahren große Aufmerksamkeit in der Ernährungswissenschaft und -politik erlangt. Ziel des neuen Projekts ist es, die wissenschaftliche Grundlage dieses Systems zu überprüfen, seine Anwendbarkeit zu verbessern und mögliche Auswirkungen auf die öffentliche Gesundheit genauer zu untersuchen. Ein weiterer Schwerpunkt des Projekts liegt darauf, wie sich neue Essensgewohnheiten in das Klassifikationssystem integrieren lassen.

Geschichte und Entwicklung der NOVA-Klassifikation

Die NOVA-Klassifikation wurde erstmals 2009 von einer brasilianischen Forschergruppe unter der Leitung von Carlos Monteiro vorgestellt. Sie bietet eine neuartige Perspektive auf die Ernährung, indem sie Lebensmittel nach ihrer Nährstoffzusammensetzung und nach ihrem Verarbeitungsgrad kategorisiert. Die Klassifikation teilt Lebensmittel in vier Gruppen ein:

1. Unverarbeitete oder minimal verarbeitete Lebensmittel (z. B. frisches Obst, Gemüse, Fleisch, Milch).

2. Verarbeitete kulinarische Zutaten (z. B. Öle, Zucker, Salz).

3. Verarbeitete Lebensmittel (z. B. Käse, Brot, eingelegtes Gemüse).

4. Ultra-verarbeitete Lebensmittel (z. B. Softdrinks, Fertiggerichte, Snacks).

Besonders die Gruppe der ultra-verarbeiteten Lebensmittel steht im Fokus, da sie mit gesundheitlichen Problemen wie Übergewicht, Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen in Verbindung gebracht wird. Trotz ihrer Verbreitung und Bedeutung wird die NOVA-Klassifikation kritisch betrachtet. Kritiker bemängeln, dass die Definitionen teilweise zu unspezifisch oder die Kategorisierungen nicht immer eindeutig seien. Zudem stellt sich die Frage, wie neue Ernährungsgewohnheiten wie der Konsum von pflanzenbasierten Ersatzprodukten oder funktionellen Lebensmitteln in das System passen.

Ziel und Ausrichtung des Projekts an der Universität Kopenhagen

Das neue Forschungsprojekt der Universität Kopenhagen hat es sich zur Aufgabe gemacht, diese Kritikpunkte aufzugreifen. Geleitet wird das Projekt von einem interdisziplinären Team aus Ernährungswissenschaftlern, Soziologen und Statistikern.

Zentrale Fragestellungen des Projekts sind:


Wissenschaftliche Validierung:
Wie gut lassen sich die vier Kategorien der NOVA-Klassifikation mit aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen über die gesundheitlichen Auswirkungen von Lebensmitteln in Einklang bringen?

Praktische Anwendbarkeit:
Ist die NOVA-Klassifikation in unterschiedlichen kulturellen und wirtschaftlichen Kontexten gleichermaßen nützlich?

Einfluss auf die Gesundheit:
Welche konkreten Zusammenhänge bestehen zwischen dem Konsum von ultra-verarbeiteten Lebensmitteln und Erkrankungen wie Adipositas oder Herzkrankheiten?

Berücksichtigung neuer Essensgewohnheiten:
Wie lassen sich moderne Entwicklungen wie der vermehrte Verzehr von pflanzenbasierten Produkten, 3D-gedruckten Lebensmitteln oder Nahrungsergänzungsmitteln in die NOVA-Klassifikation einbinden?

Das Projekt wird eng mit internationalen Partnern, darunter Universitäten und Gesundheitsorganisationen, zusammenarbeiten. Ein besonderer Fokus liegt auf der Entwicklung eines verbesserten Klassifikationssystems, das klarere Kriterien bietet und leichter anwendbar ist.

Methodik des Projekts

Die Forscher werden eine Kombination aus experimentellen Studien, epidemiologischen Analysen und Big-Data-Ansätzen verwenden. Ein besonderer Fokus liegt auf der Analyse von Langzeitdaten aus europäischen Ernährungserhebungen.
Zudem wird untersucht, wie neue Essensgewohnheiten, wie der Trend zu Convenience-Produkten, Meal-Prep-Kits oder hochspezialisierten diätischen Lebensmitteln, das Essverhalten beeinflussen und ob diese Produkte in die bestehenden Kategorien der NOVA-Klassifikation passen. Verbraucher werden in Workshops und Umfragen eingebunden, um die Relevanz und Verständlichkeit der Kategorien zu prüfen. Ziel ist es, ein System zu schaffen, das wissenschaftlich fundiert und alltagstauglich ist.

Neue Essensgewohnheiten als Herausforderung und Chance

Die Ernährung hat sich in den letzten Jahren stark verändert. Der Trend zu pflanzenbasierten Alternativen wie veganen Burgern, „Milch“-Produkten auf Basis von Mandeln oder Hafer sowie 3D-gedruckten Lebensmitteln stellt die NOVA-Klassifikation vor neue Herausforderungen. Obwohl viele dieser Produkte hochverarbeitet sind, werden aber von Verbrauchern oft als gesund wahrgenommen.

Ein weiteres Thema ist die Zunahme von funktionellen Lebensmitteln, die gezielt mit Vitaminen, Probiotika oder Omega-3-Fettsäuren angereichert sind. Solche Produkte fallen bisher nicht eindeutig in die Kategorien der NOVA-Klassifikation. Das Projekt untersucht, ob die gesundheitlichen Vorteile solcher Lebensmittel den negativen Effekten der Verarbeitung entgegenwirken.

Erwartete Ergebnisse und Bedeutung des Projekts

Das Kopenhagener Projekt dürfte wegweisend für die Zukunft der Ernährungspolitik und -beratung sein. Es werden mehrere Ergebnisse erwartet:

Überprüfung der wissenschaftlichen Basis: Die Forscher wollen herausfinden, ob die NOVA-Klassifikation eine präzise Bewertung der Gesundheitsauswirkungen des Verarbeitungsgrades von Lebensmitteln ermöglicht.

Berücksichtigung neuer Ernährungsgewohnheiten: Die Forscher erwarten, dass neue Kategorien oder Unterteilungen in das System integriert werden, um moderne Entwicklungen wie pflanzenbasierte Produkte oder funktionelle Lebensmittel abzubilden.

Verbesserte Definitionen: Durch klare, objektive Kriterien könnten die Kategorien der NOVA-Klassifikation weiter geschärft werden.

Ernährungspolitische Empfehlungen: Basierend auf den Ergebnissen könnten konkrete Leitlinien für Regierungen und Gesundheitsorganisationen entwickelt werden, um gesündere Ernährungsgewohnheiten zu fördern.

Aufklärung der Verbraucher: Durch ein besseres Verständnis der NOVA-Klassifikation könnten Verbraucher fundiertere Entscheidungen beim Lebensmitteleinkauf treffen.

Neue Erkenntnisse zur NOVA-Klassifikation von Lebensmitteln erwartet

Mit dem neuen Forschungsprojekt zur NOVA-Klassifikation stellt sich die Universität Kopenhagen einer der wichtigsten aktuellen Fragen der Ernährungswissenschaft. Durch die Kombination von wissenschaftlicher Strenge, praktischer Relevanz und der Berücksichtigung neuer Essensgewohnheiten könnten die Ergebnisse dieses Projekts einen bedeutenden Beitrag zur Förderung einer gesünderen Ernährung leisten. Die kommenden Jahre werden zeigen, ob und wie die NOVA-Klassifikation überarbeitet wird und welche neuen Erkenntnisse sie für die globale Gesundheitspolitik bereithält.