Förderprogramme für KMU in der Hotellerie: Nachhaltige Investierungen trotz Finanzierungsdruck
Die Hotellerie steht in Deutschland unter massivem Handlungsdruck. Energetische Sanierung, CO₂-Reduktion, Dämmvorschriften, die Umstellung auf erneuerbare Energien, barrierefreier Umbau, Brandschutz und digitale Infrastruktur stehen an, im Hinblick auf eine nachhaltige Zukunft. All das sind Maßnahmen, die politisch gewollt und rechtlich gefordert werden. Doch gerade für kleine und mittlere Hotels (KMU) ist die Finanzierung solcher Investitionen ein Kraftakt. Hohe Zinsen, gestiegene Baukosten und unsichere Marktbedingungen verschärfen die Situation. Die Vergabe von Bankkrediten erfolgt restriktiv, die Auflagen steigen. Die Folge: Viele Hoteliers zögern notwendige Modernisierungen hinaus, auf Kosten von Wettbewerbsfähigkeit, Umwelt und Werterhalt.
Trotz dieser Hürden existieren zahlreiche staatliche Förderprogramme auf kommunaler, Landes- und Bundesebene sowie durch die EU, die gezielt auf Investitionen in Nachhaltigkeit, Energieeffizienz und die digitale Zukunft der Hotellerie abzielen. Dieser Bericht gibt einen detaillierten Überblick über die wichtigsten verfügbaren Programme.
Schwierige Ausgangslage für KMUs in der Hotellerie
Die Eigenkapitalquote vieler Hotelbetriebe in Deutschland liegt unter dem Branchendurchschnitt anderer Wirtschaftszweige. Gleichzeitig steigen die Investitionsanforderungen wie die Dämmung nach GEG (Gebäudeenergiegesetz), neue Heizungsanlagen gemäß der BEG-Vorgaben, CO₂-Minderungsziele der Kommunen, der Umstieg auf Photovoltaik oder die Sanierung denkmalgeschützter Bausubstanz.
Oft geht es um Neubauten und um grundlegende energetische Modernisierung: Fenster, Dachisolierung, Fassadendämmung, Umstellung von Öl auf Wärmepumpe oder Pelletheizung, Installation solarthermischer Anlagen, Ladeinfrastruktur für E-Mobilität, Umrüstung von Beleuchtung auf LED – alles notwendig und teuer. Zudem sind die Fördermittel oft bürokratisch schwer zugänglich, die Fristen knapp und die Anträge komplex. Gerade kleinere Hotelbetriebe verfügen nicht über eigene Fördermittelberater oder Projektplaner. Deshalb sind gezielte Informationen über geeignete Förderprogramme entscheidend.
Bundesweite Förderprogramme für die Hotellerie
KfW-Förderung: Kredite und Zuschüsse für energetische Maßnahmen
Die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) bietet verschiedene Programme, die für Hotelbetriebe relevant sind:
- KfW 270 – Erneuerbare Energien – Standard
Dieses Kreditprogramm fördert die Installation von Photovoltaik-Anlagen auf Hoteldächern oder Nebengebäuden. Es sind bis zu 100 % der Investitionskosten finanzierbar, mit langen Laufzeiten (bis 30 Jahre) und Zinsbindung. Besonders attraktiv: Die Einspeisung überschüssigen Stroms kann langfristig Einnahmen generieren.
- KfW 261 – Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG)
Mit diesem Programm unterstützt der Staat über die KfW die umfassende energetische Sanierung von Hotelimmobilien. Förderfähig sind Maßnahmen wie Wärmedämmung, Heizungstausch, Einbau effizienter Fenster oder digitale Heizungssteuerungen. Der Tilgungszuschuss liegt, abhängig nach Effizienzstandard, bei bis zu 45 %. Auch der Umbau von Bestandsgebäuden zum KfW-Effizienzhaus wird gefördert.
- KfW 293 – Klimafreundliche Gebäude
Ein neues Programm, das insbesondere CO₂-arme Bauweisen unterstützt. Wer neu baut oder Bestand klimafreundlich umbaut, profitiert von niedrigen Zinssätzen und Tilgungszuschüssen.
BAFA-Einzelmaßnahmen: Zuschüsse ohne Kreditbindung
Neben der KfW bietet auch das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) direkte Zuschüsse für Einzelmaßnahmen im Gebäudebestand an:
BAFA BEG Einzelmaßnahmen (BEG EM)
Gefördert werden u.a. Wärmepumpen, Biomasseheizungen, Solarthermie und Maßnahmen an der Gebäudehülle wie Fassaden-, Dach- und Kellerdeckendämmung oder der Austausch von Fenstern. Die Förderhöhe liegt bei 15–30 % und steigt bei besonders klimafreundlicher Umsetzung durch Bonusregelungen (z. B. Effizienzbonus, Heizungstauschbonus) auf bis zu 70 %.
Der Vorteil für KMUs: Es handelt sich nicht um Kredite, sondern echte Zuschüsse – das entlastet die Liquidität.
Landesprogramme: Beispiele aus Bundesländern
Baden-Württemberg: „Tourismusfinanzierung Plus“
Die L-Bank Baden-Württemberg bietet mit „Tourismusfinanzierung Plus“ ein speziell auf Hotelbetriebe zugeschnittenes Förderdarlehen. Finanziert werden Investitionen ab 10.000 Euro, z. B. in energetische Sanierung, Modernisierung, Digitalisierung oder Barrierefreiheit. Zusätzlich kann ein Tilgungszuschuss bis 200.000 Euro gewährt werden. Das Programm ist attraktiv für kleine Hotels, die Nachhaltigkeit und regionale Wertschöpfung kombinieren.
Bayern: EnergieBonusBayern und BayTOU
In Bayern unterstützt der „EnergieBonusBayern“ KMUs mit bis zu 30 % Zuschuss bei Energieeffizienzmaßnahmen. Ergänzend bietet das Programm „BayTOU“ Zuschüsse zur Umsetzung innovativer Technologien, z. B. in Smart Building, Energiecontrolling oder Gäste-Apps. Besonders relevant für Hotels, die in Digitalisierung und Automatisierung investieren möchten.
Kommunale Förderungen: oft unterschätzt
Viele Städte und Landkreise bieten individuelle Programme zur Förderung von Klimaschutzmaßnahmen an, etwa für Solarthermie, Regenwassernutzung, Gründächer oder den Ausbau digitaler Prozesse im Hotelbetrieb. Beispiele:
• München: Förderprogramm Klimaneutrales Bauen – Zuschüsse für Dämmung, Wärmenetze und solare Bauweise.
• Stuttgart: Energieeffizienzprogramm mit Zuschüssen bis 50.000 Euro für KMU bei Maßnahmen mit mindestens 25 % Energieeinsparung.
• Hannover: Klimaschutzfonds bieten Zuschüsse für Hotels, die aktiv CO₂ reduzieren und eine Umweltzertifizierung (z. B. GreenSign, Green Key) anstreben.
Diese Programme sind weniger überlaufen als Bundesmittel – eine Chance für KMUs.
Digitalisierung und Werterhaltung: weitere Förderansätze
Neben der Energieeffizienz gibt es auch Förderungen für die digitale Modernisierung, die Instandhaltung und den Umbau:
• go-digital: Bundesförderung für digitale Prozesse, Buchungssysteme, Gäste-Apps, Marketing.
• Richtlinie für Barrierefreiheit im Tourismus: In mehreren Bundesländern gefördert, wie beim Einbau von Aufzügen, Leitsystemen und behindertengerechten Sanitäranlagen.
• Denkmalförderung (z. B. in Sachsen oder Thüringen): Zuschüsse für Hotels in denkmalgeschützten Gebäuden, sofern energieeffizient saniert wird.
Förderprogramme sind ein Muss für Zukunftsinvestitionen
In Zeiten hoher Kosten und verschärfter Umweltauflagen stehen kleine und mittlere Hotelbetriebe unter Druck. Wer jetzt investiert, muss jede Möglichkeit zur Entlastung nutzen. Die vorhandenen Förderprogramme bieten gezielte Unterstützung. Sei es durch Zuschüsse, Tilgungshilfen oder zinsgünstige Kredite. Zwar erfordert der Zugang Geduld und eine fundierte Antragstellung, doch der Aufwand lohnt sich. Für KMU der Hotellerie ist staatliche Förderung oft der entscheidende Hebel zur Zukunftssicherung.
Zu den EU-Förderprogrammen, die für die Hotellerie in Deutschland relevant sind. Diese Portale bieten direkten Zugang zu weiterführenden Informationen, Antragsunterlagen und Ansprechpartnern:
EU-Förderprogramme: Chancen für nachhaltige Hotels in Deutschland
Neben nationalen und regionalen Förderungen lohnt sich für Hotelbetreiber in Deutschland auch ein Blick auf Fördermittel der Europäischen Union. Diese werden in der Regel nicht direkt an einzelne Betriebe ausgezahlt, sondern sind über zwischengeschaltete Stellen – etwa Ministerien, Landesbanken oder Tourismusagenturen – verfügbar.
EU-Regionalfonds (EFRE – Europäischer Fonds für regionale Entwicklung)
Der EFRE ist eines der wichtigsten EU-Instrumente zur Förderung von Wachstum und Beschäftigung in strukturschwachen Regionen. Für Hoteliers interessant: In vielen Bundesländern werden EFRE-Mittel zur Förderung nachhaltiger Tourismusinfrastruktur genutzt – etwa bei Investitionen in barrierefreie Hotelumbauten, umweltfreundliche Heiztechnik oder innovative Mobilitätslösungen.
Beispiel: In Thüringen werden EFRE-Mittel für Investitionen in CO₂-sparende Technologien in der Tourismuswirtschaft gewährt.
EU-Programm LIFE
Das LIFE-Programm (https://ec.europa.eu/easme/en/section/life) fördert Projekte, die Klima- und Umweltschutz vorantreiben. Für Hotels, die besonders innovative, nachweislich emissionsarme Konzepte umsetzen – wie in Kombination mit Energieautarkie oder Kreislaufwirtschaft – kann LIFE eine Finanzierungsmöglichkeit bieten.
Horizont Europa
Obwohl primär auf Forschung ausgelegt, bietet Horizont Europa auch Förderlinien für praxisnahe Modellprojekte zur Energieeffizienz in Gebäuden oder Smart Cities. Hotels, die sich an Konsortien mit Hochschulen oder Technikpartnern beteiligen, können so Zugang zu EU-Mitteln erhalten – etwa für Pilotprojekte zu automatisierter Gebäudesteuerung, digitalem Energiecontrolling oder nachhaltiger Gebäudenutzung (https://research-and-innovation.ec.europa.eu/).
COSME / Nachfolger: Single Market Programme (SMP)
Das COSME-Programm (nun im SMP integriert) fördert die Wettbewerbsfähigkeit von kleinen Unternehmen in Europa. Gefördert werden unter anderem die Modernisierung touristischer Dienstleistungen, Qualitätssiegel, digitale Vertriebskanäle und Internationalisierung von Betrieben. Viele deutsche IHKs bieten hierzu Informationsveranstaltungen oder geförderte Beratungen an (single-market-programme.ec.europa.eu/).
Interreg-Programme (z. B. Alpenraum, Mitteleuropa, Nordsee)
Interreg fördert die grenzüberschreitende Zusammenarbeit. Hotelleriebetriebe, die sich an Projekten zur nachhaltigen Regionalentwicklung beteiligen (z.B. „grüne Hotelrouten“ oder Öko-Zertifizierung über Grenzen hinweg), können hier finanzielle Mittel und Zugang zu internationalen Netzwerken erhalten (https://interreg.eu/).
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