Eigenen Lieferdienst starten: Chancen und Herausforderungen für Restaurants
Die Gastronomie hat sich in den letzten Jahren stark gewandelt: Lieferdienste spielen eine immer wichtigere Rolle. Viele Restaurantbesitzer stehen vor der Frage: Lohnt sich ein eigener Lieferservice, oder setze ich auf externe Anbieter? Um diese Frage zu beantworten, bedarf es in Bezug auf einen Lieferdienst einer detaillierten Analyse der Kosten, der Personaldisposition und der Unterschiede zwischen städtischen und ländlichen Regionen.
Kostenvergleich: Eigenen Lieferdienst versus externe Anbieter
Die Nutzung eines externen Lieferdienstes bietet für Gastronomen den Vorteil, keine großen Anfangsinvestitionen tätigen zu müssen. Plattformen wie Lieferando, Uber Eats oder Wolt erheben Provisionen zwischen 20 % und 30 % des Umsatzes. Aufgrund der geringen Margen vernichten diese Gebühren einem großen Teil des Gewinns in der Gastronomie.
Ein eigener Lieferservice erfordert eine einmalige Investition in Fahrzeuge, Verpackungsmaterial und Software für Bestellmanagement. Hinzu kommen laufende Kosten für Personal und Treibstoff. Langfristig kann ein eigener Lieferdienst kostengünstiger sein, da keine Provisionen anfallen. Gastronomen haben zudem die Kontrolle über die Qualität der Lieferung und die Möglichkeit eine direkte Kundenbindung aufbauen.
Kalkulation eines eigenen Lieferdienstes: Drei Beispiele
Ein eigener Lieferdienst bedingt sorgfältiger Kalkulation. Drei Beispiele verschiedener Szenarien:
Beispiel 1: Kleines Restaurant in der Stadt
Ein Restaurant in der Innenstadt mit hohem Bestellaufkommen investiert in zwei E-Bikes (Kosten: ca. 5.000 Euro) und stellt zwei Fahrer auf Mini-Job-Basis ein. Zusätzliche Kosten entstehen durch Verpackungsmaterial (ca. 300 Euro monatlich) und eine Bestell-App (ca. 100 Euro monatlich). Die Gesamtkosten belaufen sich auf ca. 1.500 Euro monatlich. Bei einem durchschnittlichen Bestellwert von 30 Euro und 150 Bestellungen pro Monat deckt das Restaurant die Kosten und erzielt einen zusätzlichen Gewinn.
Beispiel 2: Landgasthof mit geringer Bestellfrequenz
Ein Landgasthof, der nur gelegentlich Bestellungen erhält, entscheidet sich für einen Lieferwagen (gebraucht: 10.000 Euro) und einen Fahrer in Teilzeit. Die monatlichen Gesamtkosten (inklusive Sprit und Verpackung) liegen bei ca. 1.200 Euro. Da der Bestellaufwand gering ist, lohnt sich ein eigener Lieferservice kaum. Hier ist es sinnvoller, mit einem externen Lieferdienst zusammenzuarbeiten.
Beispiel 3: Pizzeria mit hohem Lieferanteil
Eine Pizzeria, die bereits 50 % ihres Umsatzes durch Lieferungen generiert, investiert in drei Fahrzeuge (Kosten: 30.000 – 45.000 Euro) und stellt mehrere Fahrer in Teilzeit ein. Die monatlichen Gesamtkosten (inklusive Treibstoff, Versicherungen und Verpackungsmaterial) liegen bei ca. 5.000 Euro. Durch die hohe Nachfrage rechnet sich der eigene Lieferdienst bereits nach wenigen Monaten.
Stadt vs. Land: Unterschiede beim Lieferdienst
In der Stadt bietet ein eigener Lieferservice Vorteile durch die nähere Kundenstruktur und die Möglichkeit, mit Fahrrädern oder E-Bikes zu liefern. Dadurch sinken die Betriebskosten signifikant. Kernpunkte vor der Entscheidung: Analysierung der Konkurrenzsituation durch andere Anbieter und die kalkulierbare Lieferzeit der Produkte.
Auf dem Land ist es schwieriger einen rentablen Lieferdienst zu betreiben. Die Entfernungen zwischen den Kunden sind größer, was zu höheren Treibstoff- und Personalkosten führt. Anderseits ist die Konkurrenz durch externe Anbieter geringer, was den Aufbau eines eigenen Lieferdienstes attraktiv macht, sofern die Nachfrage der Mahlzeiten ausreichend hoch ist.
Personaldisposition: Herausforderungen und Chancen
Die Personaldisposition ist ein zentraler Punkt beim Aufbau eines eigenen Lieferdienstes. Insbesondere in Stoßzeiten, wie der Mittagszeit oder am Wochenende, muss genügend Personal für die Lieferungen bereitstehen, ohne dass der Service im Restaurant darunter leidet. Außerhalb der Hauptzeiten kann das Lieferpersonal für andere Aufgaben im Restaurant eingesetzt werden, z. B. als Küchenhilfe oder für einfache Vorbereitungsarbeiten.
Ein externer Lieferdienst nimmt diese Herausforderung ab. Zu bemängeln ist die fehlende Flexibilität der Personalnutzung in der Gastronomie. Zudem haben Gastronomen weniger Einfluss auf die Qualität der Lieferung und das Auftreten der Fahrer.
Personaldisposition bei eigenem Lieferdienst
Ein eigener Lieferdienst eröffnet in der Gastronomie verschiedene Möglichkeiten bei der Personalplanung:
- Mini-Jobs: Ideal für Studenten oder andere Personen, die flexibel arbeiten. Mini-Jobber sind kostengünstig, stehen jedoch nur für eine begrenzte Zeit zur Verfügung.
- Teilzeitstellen: Bieten mehr Verfügbarkeit und eignen sich für Restaurants mit konstantem Lieferaufkommen.
- Vollzeitstellen: Sinnvoll für Betriebe mit hohem Bestellvolumen. Vollzeitfahrer können zusätzlich für die Fahrzeugwartung und andere logistische Aufgaben eingesetzt werden.
Die Entscheidung pro und contra eigener Lieferservice hängt stark von der Größe des Restaurants und der Nachfrage der Produkte und deren (durchschnittlichen) Bestellwerte ab. Wichtig ist eine flexible Einsatzplanung, um Stoßzeiten abzudecken und Leerlaufzeiten sinnvoll zu nutzen.
Eigenen Lieferdienst gut durchkalkulieren
Ein eigener Lieferdienst kann sich für Gastronomen lohnen, bietet aber auch Herausforderungen. Die Entscheidung hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie Standort, Nachfrage und den verfügbaren Ressourcen. Während in der Stadt Fahrräder oder E-Bikes ausreichen, sind auf dem Land Fahrzeuge unverzichtbar. Ein detaillierter Kostenvergleich und eine durchdachte Personalplanung sind entscheidend, um erfolgreich einen eigenen Lieferservice aufzubauen und gleichzeitig die Qualität des Restaurantbetriebs sicherzustellen.