Gender Pay Gap kommt in 2024 leicht zurück -Herausforderungen bleiben – Gastronomie und Hotellerie stark betroffen
Der Gender Pay Gap, die Lohnlücke zwischen Frauen und Männern, hat im Jahr 2024 einen historischen Rückgang verzeichnet. Laut dem Statistischen Bundesamt (Destatis) ist der unbereinigte Gender Pay Gap von 18 % im Vorjahr auf 16 % gesunken – der stärkste Rückgang seit Beginn der Berechnungen im Jahr 2006. Diese Entwicklung ist ein positives Signal für mehr Lohngerechtigkeit in Deutschland. Doch während der unbereinigte Gender Pay Gap sinkt, bleibt der bereinigte Gender Pay Gap unverändert bei 6 %. Das zeigt: Es gibt noch viel zu tun. Besonders ausgeprägt zeigt sich Differenz der Bruttolöhne in Branchen wie der Gastronomie und Hotellerie.
Was bedeutet der Gender Pay Gap?
Der Gender Pay Gap misst den Unterschied zwischen den durchschnittlichen Bruttolöhnen von Frauen und Männern. Der unbereinigte Wert von 16 % berücksichtigt alle Faktoren wie Branche, Beruf, Arbeitszeit und Qualifikation. Er zeigt, dass Frauen im Durchschnitt deutlich weniger verdienen als Männer. Der bereinigte Gender Pay Gap von 6 % vergleicht Frauen und Männer mit ähnlichen Qualifikationen und Tätigkeiten. Hier wird deutlich, dass ein Teil der Lohnlücke auf strukturelle Unterschiede zurückzuführen ist, wie die ungleiche Verteilung von Frauen und Männern in bestimmten Berufen oder die häufige Teilzeitarbeit von Frauen.
Gastronomie und Hotellerie: Brennpunkte der Lohnungleichheit
Die Gastronomie und Hotellerie sind Branchen, in denen der Gender Pay Gap deutlich zu spüren ist. Frauen arbeiten hier oft in schlechter bezahlten Positionen, während Männer häufiger in Führungsrollen zu finden sind. Laut Destatis verdienen Frauen in der Gastronomie durchschnittlich 14 % weniger als ihre männlichen Kollegen. In der Hotellerie beträgt die Lücke 17 %. Diese Zahlen sind alarmierend, da beide Branchen stark von weiblichen Arbeitskräften abhängig sind.
Ein Grund für die Lohnunterschiede ist die hohe Zahl von Teilzeitbeschäftigten in der Gastronomie und Hotellerie. Viele Frauen arbeiten in diesen Bereichen in Teilzeit, um Familie und Beruf zu vereinbaren. Teilzeitjobs sind oft schlechter bezahlt und bieten weniger Aufstiegschancen. Zudem sind Frauen in der Gastronomie seltener in gut bezahlten Positionen wie Küchenchef oder Restaurantleiter vertreten. Stattdessen dominieren sie in geringer entlohnten Service- und Reinigungstätigkeiten.
Bruttolöhne: Frauen verdienen weniger bei gleicher Qualifikation
Auch wenn der bereinigte Gender Pay Gap von 6 % konstant bleibt, zeigt er, dass Frauen bei gleicher Qualifikation und Tätigkeit weniger verdienen als Männer. In der Gastronomie und Hotellerie ist dieser Effekt stark ausgeprägt. Eine Kellnerin mit jahrelanger Berufserfahrung verdient meist weniger als ihr männliches Pendant, selbst wenn beide die gleichen Aufgaben erledigen.
Ein weiterer Faktor ist die geringe Wertschätzung von „typisch weiblichen“ Tätigkeiten. Servicekräfte, Reinigungskräfte oder Rezeptionistinnen – alles Berufe, die überwiegend von Frauen ausgeübt werden – sind oft unterbezahlt. Dabei sind diese Jobs essenziell für den reibungslosen Betrieb in der Gastronomie und Hotellerie. Eine faire Bezahlung könnte beitragen, den Fachkräftemangel in diesen Branchen zu lindern.
Fortschritte und Herausforderungen
Der Rückgang des unbereinigten Gender Pay Gap auf 16 % ist ein Schritt in die richtige Richtung. Die Lohnlücke bleibt eine Herausforderung. Maßnahmen wie das Entgelttransparenzgesetz, das seit 2017 in Kraft ist, haben beigetragen, die Lohnlücke der Bruttolöhne zu verringern. Zur Erreichung der Lohngerechtigkeit bleibt es strukturelle Veränderungen und ein Umdenken der Gesellschaft.
Unternehmen sind verpflichtet, über Gehälter Auskunft zu geben, wenn Mitarbeiterinnen dies verlangen. Doch gerade in der Gastronomie und Hotellerie wird dieses Gesetz noch zu wenig genutzt. Viele Beschäftigte kennen ihre Rechte nicht oder scheuen sich, danach zu fragen.
Auch die Corona-Pandemie hat die Situation in der Gastronomie und Hotellerie verschärft. Viele Frauen waren aufgrund von Schulschließungen und Betreuungsengpässen gezwungen, ihre Arbeitszeit reduzieren oder aus dem Beruf aussteigen. Die Rückkehr in den Job gestaltet sich meist schwierig, und viele Frauen sahen sich in schlechter bezahlten Positionen wieder.
Wie weiter mit dem Gender Pay Gap?
Um den Gender Pay Gap weiter zu verringern, braucht es gezielte Maßnahmen. Einige Ansätze:
- Transparenz bei Gehältern: Offenlegung der Kriterien durch die Arbeitgeber, nach denen die Gehälter festgelegt werden. Das schafft Vertrauen und zeigt, wo Ungerechtigkeiten bestehen.
- Förderung von Frauen in Führungspositionen: Mentoring-Programme und gezielte Schulungen unterstützen Frauen, in besser bezahlte Positionen aufzusteigen.
- Vereinbarkeit von Familie und Beruf: Flexible Arbeitszeiten und betriebliche Kinderbetreuung sind Ansätze, damit Frauen nicht gezwungen sind, in Teilzeit zu arbeiten.
- Aufwertung von „Frauenberufen“: Höhere Entlohnung von Tätigkeiten in Service und Reinigung. Eine faire Entlohnung steigert die Attraktivität dieser Jobs.
Lohnlücke: Fakten vs. Vorurteile
Der Rückgang des Gender Pay Gap auf 16 % ist ein wichtiger Schritt, doch die Lohnlücke der Bruttolöhne bleibt eine Herausforderung. Um echte Lohngerechtigkeit zu erreichen, braucht es strukturelle Veränderungen und ein Umdenken in der Gesellschaft. Auf diese Weise kann sichergestellt werden, dass Frauen in allen Branchen fair bezahlt werden.