Auswirkungen des Abbaus des Gender Pay Gaps auf das Gastgewerbe
Der Gender Pay Gap, die Lohnlücke zwischen Männern und Frauen, hat direkte wirtschaftliche Konsequenzen. Im Gastgewerbe, einem Sektor mit hohem Frauenanteil würde die Schließung dieser Lücke die Personalkosten erhöhen und damit die Preisentwicklung beeinflussen. Basierend auf dem Bericht „Gender Pay Gap Faktencheck um Bruttolöhne“ von hoga.careers analysieren wir die konkreten Auswirkungen auf die Inflation und zeigen, wie sich Preisanpassungen im Gastgewerbe gestalten würden.
Gender Pay Gap im Gastgewerbe: Die aktuelle Lage
Laut Destatis verdienen Frauen im Gastgewerbe durchschnittlich 15 % weniger als Männer. Diese Diskrepanz entsteht durch ungleiche Bezahlung, geringeren Aufstiegschancen und die Dominanz von Frauen in niedrig bezahlten Positionen. Eine Angleichung der Löhne erhöht die Personalkosten spürbar aufgrund des hohen Frauenanteils der Belegschaft.
Personalkosten und Preisanpassungen im Gastgewerbe
Die Personalkosten sind im Gastgewerbe ein entscheidender Kostenfaktor. Experten empfehlen, dass diese – im Idealfall – zur Sicherung der Rentabilität unter 30 % des Umsatzes liegen und sie 35 % nicht überschreiten dürfen. Eine Erhöhung der Löhne zur Schließung des Gender Pay Gaps würde diese Kosten steigern.
Szenario 1: Personalkosten bei 30 %
Steigen die Löhne von Frauen um 15 % bei Personalkosten bei 30 % des Umsatzes, sind die zusätzlichen Kosten durch Preiserhöhungen auszugleichen. Die durchschnittlichen Preiserhöhungen von 5-7 % könnten im Hinblick auf das aktuelle wirtschaftliche Umfeld nicht in allen Fällen auf die Menü-Preise umgelagert werden
Beispiel:
Ein Restaurant, das ein Menü für 20 Euro anbietet, müsste den Preis auf 21-21,40 Euro erhöhen.
Szenario 2: Personalkosten bei 35 %
Bei Personalkosten bei 35 % hat der Wirt kaum Spielraum bei der Anpassung der Preise. In diesem Fall müssten die Preise um 8-10 % steigen, um die gestiegenen Lohnkosten zu decken.
Beispiel:
Das gleiche Menü für 20 Euro müsste auf 21,60-22 Euro angehoben werden.
Auswirkungen auf die Inflation
Preiserhöhungen im Gastgewerbe wirken sich direkt auf die Inflation aus. Da das Gastgewerbe einen großen Teil des privaten Konsums ausmacht, führen höhere Preise für Speisen und Getränke zu einer leicht höheren Teuerungsrate. Dieser Effekt würde nur vorübergehend stattfinden, da die Schließung des Gender Pay Gaps langfristig die Kaufkraft von Frauen stärkt und die Nachfrage ankurbelt.
Langfristige Vorteile des Abbaus des Gender Pay Gaps
Die kurzfristigen Herausforderungen durch höhere Personalkosten und Preisanpassungen werden durch langfristige Vorteile ausgeglichen:
- Höhere Produktivität: Fair bezahlte Mitarbeiter sind motivierter und leistungsfähiger.
- Stärkere Kaufkraft: Frauen mit höheren Löhnen geben mehr aus, was die Wirtschaft belebt.
- Steigerung der Attraktivität des Sektors: Faire Bezahlung zieht mehr Fachkräfte an und verringert den Fachkräftemangel in Gastronomie und Hotellerie.
Konkrete Gender Pay Gap Maßnahmen für das Gastgewerbe
Um den Gender Pay Gap zu schließen, ohne die Wettbewerbsfähigkeit zu gefährden sind gezielte Maßnahmen erforderlich:
- Transparente Gehaltsstrukturen: Klare Regelungen schaffen Vertrauen und fördern Gleichberechtigung.
- Förderung von Frauen in Führungspositionen: Mehr Frauen in leitenden Rollen verringern die Lohnlücke.
- Effizientes Kostenmanagement: Optimierung der Prozesse des Betriebes zur Abfederung der gestiegenen Personalkosten.
- Flexible Arbeitsmodelle: Teilzeit- und Schichtmodelle helfen, die Work-Life-Balance zu verbessern und mehr Frauen in höher bezahlte Positionen zu bringen.
- Regelmäßige Gehaltsüberprüfungen: Durch kontinuierliche Anpassungen werden Lohnungerechtigkeiten schneller erkannt und behoben.
Branchenbeispiele und Best Practices
Einige Unternehmen im Gastgewerbe haben bereits erfolgreich Maßnahmen zur Schließung des Gender Pay Gaps umgesetzt. Beispielsweise hat eine Restaurantkette in Deutschland durch transparente Gehaltsbänder und regelmäßige Schulungen zur Gleichstellung die Lohnlücke innerhalb von zwei Jahren um 8 % verringert. Solche Best Practices zeigen, dass faire Bezahlung machbar ist und gleichzeitig die Mitarbeiterzufriedenheit steigert.
Gender Pay Gap schließen – Einmalbelastung mit positiven Auswirkungen
Die Schließung des Gender Pay Gaps im Gastgewerbe führt kurzfristig zu höheren Personalkosten und Preiserhöhungen von 5-10 %. Die Folge: leicht höhere Inflation mit langfristig positiven Effekten wie höherer Produktivität, stärkerer Kaufkraft und erhöhen den Ruf der Branche.
Das Gastgewerbe steht vor der Herausforderung, faire Bezahlung mit wirtschaftlicher Rentabilität zu vereinen. Durch schrittweise Lohnanpassungen, effizientes Kostenmanagement und gezielte Maßnahmen zur Gleichstellung kann die Branche den Gender Pay Gap eliminieren und gleichzeitig wettbewerbsfähig bleiben.
Wikipedia: Gender Pay Gap – Lohnlücke