Gourmets als Wirtschaftsfaktor: Genuss prägt Gastronomie, Hotellerie und Tourismus in Deutschland
Gourmets sind nicht mehr nur Genießer, sondern ein bedeutender Wirtschaftsfaktor. Ihr Einfluss wirkt sich direkt auf Gastronomie, Hotellerie und Tourismus aus, mit spürbarer Umsatzkraft, Arbeitsplatzwirkung und Signalwirkung für die gesamte Volkswirtschaft. Wer in der Küche exzellente Qualität liefert, zieht ein genussorientiertes Publikum an, das in allen touristischen Bereichen hohe Ausgaben tätigt.
Wir analysieren die aktuellen Zahlen und Entwicklungen, warum der Gourmet-Gäste kein Nischenpublikum mehr sind, sondern ein echter Wachstums- und Konjunkturmotor.
Genuss mit messbarem Effekt: Die neue Rolle der Gastronomie
Die Gastronomie in Deutschland befindet sich seit Jahren im strukturellen Wandel. Während früher Quantität und Preis dominierten, wird heute Qualität immer wichtiger gewertet. Gäste suchen nach authentischen, regionalen und kreativen Angeboten. Das deutsche Gastgewerbe erzielte laut DEHOGA 2024 nominal rund +1,0 % mehr Umsatz als 2023, während der preisbereinigte Umsatz um −2,1 % stagnierte. Gleichzeitig wuchs das Premiumsegment: Gourmet-Restaurants und kulinarisch ausgerichtete Betriebe melden hohe Auslastungen. Oft auch werktags und außerhalb der klassischen Saisonzeiten.
Das gesamte Foodservice-Segment in Deutschland wuchs 2024 auf 125,5 Mrd. € und wird bis 2033 voraussichtlich auf 219 Mrd. € steigen. In diesem Kontext sind Gourmets willkommen und wirtschaftlich entscheidend. Denn Feinschmecker geben im Schnitt deutlich mehr pro Besuch aus und zeigen eine höhere Bindung an Qualität und Gastgeber. Kommt dazu, dass dieses Gästesegment Produkte höheren Nettomargen konsumiert.
Gourmet-Tourismus: Reisen für den Geschmack
Auch touristisch gesehen spielen Gourmets eine zentralere Rolle. In Deutschland registrierte die Hotellerie 2024 über 496 Millionen Übernachtungen; ein Rekordwert. Immer mehr Gäste wählen ihr Reiseziel gezielt nach dem kulinarischen Angebot aus. Besonders Städtereisen und ländliche Kurztrips profitieren von der wachsenden Nachfrage nach regionaler Küche, Kochkursen, Weinwanderungen oder Sternerestaurant-Erlebnissen.
Der sogenannte Gourmet-Tourismus generiert heute einen Anteil von etwa 5,5 Mrd. € am deutschen Tourismussektor. Als bedeutender Wirtschaftsfaktor wächst er international jährlich +12,4 %. Gäste geben im Schnitt zwischen 15 und 35 Prozent ihres Reisebudgets für Essen und Trinken aus. Die Tendenz ist weiter steigend.
Insbesondere Regionen wie die Pfalz, der Kaiserstuhl oder das Allgäu profilieren sich gezielt über ihre kulinarische Vielfalt. Sie ziehen deutsche und internationale Besucher an, die nachhaltige Qualität und regionaltypische Erlebnisse suchen. Die Gastronomie wird auf diese Weise zum Türöffner für die gesamte touristische Infrastruktur, vom Hotel über Kultur bis zum Einzelhandel.
Von der Küche bis zur Region: Die Gourmet-Wertschöpfungskette
Der wirtschaftliche Einfluss kulinarisch orientierter Gäste reicht weit über den Restaurantbesuch hinaus. Wer für ein Dinner anreist, bucht meist auch ein Hotel, besucht Kulturveranstaltungen, kauft regionale Produkte und nutzt Transportangebote. In Regionen wie dem Schwarzwald, der Mosel oder Franken zeigt sich, dass sich rund um ein gutes Essen ganze Wertschöpfungsketten etablieren lassen.
Allein im weintouristischen Umfeld arbeiten in Deutschland über 75.000 Menschen. Diese erwirtschaften jährlichen Umsatz von 5,5 Mrd. €. In Nordrhein-Westfalen trug der Tourismus 2022 rund 29,5 Mrd. € zur Wirtschaftsleistung bei und sichert ca. 650.000 Arbeitsplätze. Ein Großteil davon hängt direkt oder indirekt mit kulinarischer Qualität zusammen. Gourmets sind ein relevanter Multiplikator für einzelne Betriebe und für ganze Regionen.
Auch international werden Gourmet-Erlebnisse zunehmend als Standortfaktor erkannt. Städte wie Kopenhagen, Bilbao oder Lyon nutzen ihre Spitzenküche gezielt zur Markenbildung. In Deutschland entwickelt sich Leipzig zum kulinarischen Hotspot für junge Gourmets, während sich Baiersbronn als kulinarisches Zentrum des Schwarzwaldes etabliert hat.
Gourmetgäste als Konjunkturbarometer und bedeutender Wirtschaftsfaktor
Die Entwicklung im Feinschmeckersegment lässt Rückschlüsse auf das gesamtwirtschaftliche Klima zu. Steigende Buchungszahlen in der Spitzengastronomie gelten als Frühindikator für wachsendes Konsumvertrauen. Während viele Preisbewusste bei Restaurantbesuchen zögern, bleiben Gourmets in wirtschaftlich unsicheren Zeiten investitionsfreudig. So brachte die UEFA EURO 2024 dem deutschen Gastgewerbe eine Sonderkonjunktur von rund 1 Mrd. €, wobei hochwertige Restaurant- und Hotelangebote besonders profitierten.
Selbst die Rückkehr zur regulären Mehrwertsteuer von 19 % auf Speisen seit Januar 2024 konnte die Gourmetnachfrage nur leicht bremsen. Die Weitergabe der Steuer an Gäste fiel mit einer durchschnittlichen Preissteigerung von +6,5 % moderat aus, während hochwertige Betriebe ihre Auslastung halten oder gesteigert haben.
Vom Trend zum nachhaltigen Wachstum: Gourmets als Zukunftsmarkt
Langfristig zeigt sich: Gourmet-Gäste sind mehr als eine temporäre Zielgruppe. Sie verkörpern ein strukturelles Wachstumspotenzial. Immer mehr Menschen interessieren sich für regionale Küche, nachhaltige Produktion, Slow Food und Kochkultur als Teil des Lebensstils. Betriebe, die heute in Qualität, Ausbildung, Authentizität und Kommunikation investieren, werden langfristig profitieren.
Das zeigt sich in der Ausbildung: Junge Fachkräfte interessieren sich zunehmend für kreative Küche, Fermentation, Nose-to-Tail-Konzepte oder vegane Gourmetküche. Gastgeber, die sich offen für neue Kochrichtungen zeigen, sichern sich Marktanteile und Fachkräfte von morgen.
Die Digitalisierung spielt ebenfalls eine zentrale Rolle: Wer online buchbar ist, sein Menü digital erlebbar macht und über Social Media kulinarische Geschichten erzählt, erreicht auch jüngere Zielgruppen mit hoher Zahlungsbereitschaft. Der Gourmet von heute sucht keine klassischen Werbebotschaften. Er sucht ehrliche Konzepte mit klarer Haltung und persönlicher Handschrift.
Gourmets als konjunktureller Multiplikator und wichtiger Wirtschaftsfaktor
Der Gourmet ist kein Sondergast mehr, sondern ein Impulsgeber für Qualität, Innovation und wirtschaftlichen Erfolg. Mit jährlich über 5,5 Mrd. € kulinarischem Reiseumsatz, mehr als 3 Mio. Beschäftigten im Gastgewerbe und weiter steigenden Gourmet-Ausgaben ist er ein bedeutender Wirtschaftsfaktor. Für Gastronomie, Hotellerie und Tourismus eröffnet dieser Wandel riesige Chancen.
Dabei reicht der Gourmet-Effekt weit über den Teller hinaus. Gäste, die hochwertige Küche zu schätzen wissen, sind bereit, in Unterkunft, Rahmenprogramm und regionale Produkte zu investieren. Dieser ganzheitliche Konsum stärkt lokale Wirtschaftskreisläufe. Vom Biobauern über den Winzer bis zum handwerklich arbeitenden Küchenchef profitieren alle Glieder der touristisch-gastronomischen Wertschöpfungskette.
Auch in der internationalen Wettbewerbsfähigkeit spielt der Gourmet-Faktor eine wachsende Rolle: Spitzenrestaurants, Weinregionen und Slow-Food-Gemeinden ziehen Gäste aus dem Ausland an, die Qualität, Nachhaltigkeit und Authentizität suchen. Die Bundesregierung sowie touristische Marketingagenturen wie die DZT (Deutsche Zentrale für Tourismus) haben diesen Wert erkannt und fördern kulinarisch orientierte Reisekampagnen zunehmend aktiv.
Der Gourmetmarkt ist eine stabile Umsatzquelle und zukunftsfähiger Bereich der Gastronomie und Hotellerie, welcher Nachhaltigkeit, Regionalität und Wirtschaftskraft auf einzigartige Weise verbindet.
Reiseziel Geschmack – Gourmetgast statt Spartarif
Investitionen in kulinarische Qualität, Erlebnisangebote, digitale Sichtbarkeit und regionale Identität zahlen sich als Umsatzgenerator für Gastronomen, Hoteliers und Regionen aus. Auf hoga.careers finden sie Ausbildung, Jobs und Karriereperspektiven in diesem wachsenden Feld der Gastronomie und Hotellerie. Ein Zukunftsfeld, in dem Genuss auf Wirtschaft trifft.