Freitag, Mai 16, 2025
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Kartenzahlungen – die stillen Renditekiller der Wirte

Kartenzahlungen - die stillen Renditekiller der WirteKartenzahlungen - die stillen Renditekiller der Wirte

Kartenzahlung im Gastgewerbe: Zwischen Komfort, Kosten und knapper Marge

Kartenzahlung ist aus der Gastronomie nicht mehr wegzudenken. Gäste erwarten heutzutage, dass sie bequem mit ihrer VISA-Card sei es eine Kreditkarte oder Debitkarte oder mit der Eurocard (heute Mastercard) zahlen können. Schnell, kontaktlos und bargeldlos. Für Gastronomiebetriebe bedeutet diese Entwicklung eine finanzielle Belastung, die angesichts der ohnehin knappen Margen schwer ins Gewicht fällt. Wir zeigen, wie sich Kartenzahlungen auf die Wirtschaftlichkeit auswirken und was das für Speiselokale, Cafés und Hotels bedeutet.

Transaktionskosten bei Kartenzahlungen: Jede Zahlung kostet – unabhängig vom Betrag

Was viele Gäste nicht wissen: Jede Kartenzahlung mittels Kreditkarte oder Debitkarte verursacht direkte Transaktionskosten. Unabhängig vom Zahlbetrag fallen bei jeder Kartenzahlung mindestens 7 Cent Transaktionsgebühren an, egal ob der Gast einen Espresso für 2,50 Euro oder ein Abendmenü für 40 Euro bezahlt. Diese Zusatzkosten sind in der Gastronomie bei kleinen Rechnungen ein Problem, da sie prozentual einen großen Umsatzanteil ausmachen.

Doch das ist noch nicht alles: Die Kosten variieren je nach Kartenart. Wer mit Girocard (EC-Karte) bezahlt, verursacht 0,25 % Gebühren auf den Zahlbetrag. Bezahlt der Gast mit einer Debitkarte von VISA oder Mastercard, beträgt die Gebühr 0,89 % des Umsatzes. Wird eine klassische Kreditkarte eingesetzt, steigen die Kosten für den Betrieb auf 1,19 % pro Transaktion, zusätzlich zur Fixgebühr. Für den Gastronom entstehen somit je nach Kartenart bei jedem Bezahlvorgang fixe und prozentuale Kosten, die den Gewinn schmälern.

Zusätzliche Terminalkosten: Miete, Service und Infrastruktur

Neben den Transaktionsgebühren kommen technische und infrastrukturelle Kosten hinzu. Die BE Bezahlexperten GmbH listet die fixen Kosten bei der Miete eines Kartenterminals auf:

  • Monatsmiete des Kartenterminals V200c: 6,99 Euro. Mobile Geräte, die per Funk funktionieren und mit Dockingstation geliefert werden, kosten mehr.
  • Servicepauschale: monatlich 5,99 Euro, zentrale Clearingkosten 1,99 Euro pro Monat.
  • Einmalige Einrichtungsgebühr des Gerätes

Allein diese Fixkosten summieren sich im Jahr auf einen dreistelligen Betrag – noch bevor ein Gast überhaupt seine Karte zückt.

Brutto- und Nettomargen: Kaum Spielraum für zusätzliche Belastungen

Die Bruttomarge in der Gastronomie liegt bei Speisen in Deutschland üblicherweise zwischen 70 % und 75 %. Diese Zahl berücksichtigt den Unterschied zwischen Einkaufs- und Verkaufspreis. Entscheidend ist jedoch die Nettomarge, also der Gewinn nach Abzug aller laufenden Kosten. Dieser liegt im Durchschnitt bei 3 % bis 9 %. Das bedeutet: Jeder zusätzliche Kostenfaktor, sei es Strom, Miete, Personal oder Kartenzahlung, frisst direkt den Gewinn zumindest teilweise, wenn nicht vollständig, auf.

Drei Speisebeispiele: So wirkt sich Kartenzahlungen konkret aus

Der Cappuccino im Café – Verkaufspreis: 4,20 Euro
Ein Gast bestellt einen Cappuccino. Der Wareneinsatz liegt bei rund 0,70 Euro, was einer Bruttomarge von ca. 83 % entspricht. Bei Zahlung mit Kreditkarte (1,19 % + 0,07 Euro) entstehen 0,12 Euro Kosten. Dazu kommen anteilig 0,10 Euro für Terminalbetrieb, Service und Verwaltung. Die durchschnittliche Nettomarge bei Getränken liegt bei rund 5 % oder 0,21 Euro. Nach Abzug der Kartenzahlungskosten bleiben davon weniger als 0,01 Euro. Kleinbeträge sind bei Kartenzahlung oft ein Verlustgeschäft.

Das Mittagsgericht – Verkaufspreis: 13,90 Euro
Ein Nudelgericht mit Salat verursacht etwa 4,00 Euro Wareneinsatz. Die Bruttomarge beträgt rund 71 %. Der Gewinn bei 6 % Nettomarge läge bei ca. 0,83 Euro. Wird mit Visa Debitkarte (0,89 % + 0,07 Euro) gezahlt, entstehen 0,19 Euro Transaktionskosten, plus 0,10 Euro an Nebenkosten. Übrig bleibt ein Reingewinn von 0,54 Euro; ein Rückgang von über 30 %.

Abendessen für zwei – Gesamtbetrag: 48,00 Euro
Ein Pärchen genießt ein Essen inklusive Getränke. Wareneinsatz: rund 14,00 Euro. Bruttomarge: ca. 71 %. Bei einer Nettomarge von 8 % ergibt sich ein Gewinn von 3,84 Euro. Kartenzahlung mit Mastercard Kredit (1,19 %) verursacht 0,57 Euro, plus 0,07 Euro Transaktionsgebühr, plus 0,10 Euro sonstige Kosten = 0,74 Euro Belastung. Ergebnis: Der Gewinn sinkt auf 3,10 Euro, was einem Minus von rund 19 % entspricht.

Kleinvieh macht auch Mist – in beide Richtungen

Während große Beträge durch höhere Margen und mehr Deckungsbeiträge solche Gebühren vorteilhafter kompensieren, sind Kleinbeträge besonders kritisch. In Bäckereien, Imbissen oder Cafés mit vielen Einzelkäufen pro Tag addieren sich die Transaktionskosten bei Zahlung mittels Debitkarte oder Kreditkarte schnell zu erheblichen Summen. Fallen 100 Kartenzahlungen täglich mit durchschnittlichen Gebühren von 0,15 Euro an, entstehen monatlich über 450 Euro Zusatzkosten. Und dies ohne Gegenwert für den Betrieb.

Die wirtschaftliche Falle: Gäste ziehen Kartenzahlung vor, während die Betriebe drauf zahlen

Der Druck wächst: Immer mehr Gäste zahlen kontaktlos oder mit Kreditkarte. Die Kehrseite: Betriebe, die nur Bargeld akzeptieren, riskieren schlechte Online-Bewertungen oder gar Umsatzverluste. Gleichzeitig fehlen vielen Betrieben die Reserven, um die Kosten dieser Zahlungsarten ohne Weitergabe zu tragen.

Einige Gastronomen versuchen, Mindestbeträge für Kartenzahlung einzuführen – beispielsweise erst ab 10 Euro – oder bitten höflich um Barzahlung. Doch rechtlich und psychologisch ist das heikel. Der Trend zur Kartenzahlung ist nicht aufzuhalten. Umso wichtiger ist es, den Umgang damit strategisch zu planen.

Kostenfalle Kartenzahlungen – ein unterschätztes Risiko

Kartenzahlungen mit VISA-Card, Debitkarte oder Mastercard (Eurocard) bieten Komfort für den Gast, verursachen aber versteckte Kosten für den Betrieb. Fixe Gebühren ab 7 Cent pro Transaktion, prozentuale Belastungen bis zu 1,19 %, monatliche Miete der Zahlungsterminals ab 6,99 Euro, monatlich anfallende Servicepauschalen der Geräte, Strom, … All das summiert sich. In einem Umfeld mit engen Margen wie im Gastgewerbe üblich, kann jede einzelne Kartenzahlung den Unterschied zwischen Gewinn und Verlust ausmachen.

Die Kostenexplosion in der Gastronomie betrifft auch den Faktor Kosten durch Kartenzahlungen, der sich im Hinblick der Eliminierung des Bargeldes nicht wegbedingen lässt. Im Gegenteil, im Zuge der Abhängigkeit und Marktdominanz der Zahlungsdienstleister ist damit zu rechnen, dass die Gebühren bei Kartenzahlungen weiter angehoben werden.

Gastronomiebetriebe müssen sich der finanziellen Auswirkungen bei Kartenzahlungen bewusst sein und aktiv die aktuellen Kosten bei der Benutzung der VISA-Card und Mastercard (Eurocard) vergleichen. Die Wahl der Anbieter, die Terminalmodelle und die Gebührenstruktur sind entscheidende Stellschrauben zur Rettung der Nettomargen.

Bleiben Sie dran – auf hoga.careers erfahren Sie regelmäßig, wie Sie als Gastronom wirtschaftlich denken, fair kalkulieren und zukunftssicher handeln.

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