Olympia-Traum wird zum Albtraum: Stornierungswelle rollt durch Pariser Hotels
Die Olympischen Spiele 2024 in Paris versprachen ein globales Ereignis von historischer Bedeutung zu werden, das Millionen von Besuchern aus aller Welt anziehen wird. Wie bei früheren Olympiaden hat diese Veranstaltung erhebliche Auswirkungen auf den Tourismus- und Hotelmarkt der Gastgeberstadt.
Von Rekordhoch Anfang Jahr zum Tiefflug Mitte Juli 2024: Pariser Hotellerie kämpft mit Stornierungswelle
In den Monaten vor den Olympischen Spielen verzeichneten die Hotelpreise in Paris einen deutlichen Anstieg. Dies ist eine übliche Entwicklung bei der Ankündigung großer internationaler Veranstaltungen, da die Nachfrage nach Unterkünften sprunghaft ansteigt. Laut Daten von STR, einem führenden Anbieter von Hotelmarktdaten, stiegen die durchschnittlichen Tagespreise (Average Daily Rate, ADR) für Hotelzimmer in Paris in den ersten sechs Monaten des Jahres 2024 um 35%. Dieser Anstieg wurde durch die erhöhte Nachfrage von internationalen Besuchern, Medienvertretern, Sportlern und Offiziellen getrieben, die frühzeitig ihre Unterkünfte sicherten.
Gründe der dynamischen Entwicklung der durchschnittlichen Tagespreise für Übernachtungen in Paris
Interessanterweise zeigen jüngste Daten, dass die Preise im Sommer 2024, näher zu den Spielen hin, einen Rückgang erfahren. Die ADR sank im Juni 2024 um 10% im Vergleich zu den Höchstständen im April und Mai. Der Rückgang der Preise ist auf mehrere Faktoren zurückzuführen:
1. Marktsättigung
Viele der teuren, zentral gelegenen Hotels wurden frühzeitig gebucht. Die verbleibenden Hotels reagierten mit Preissenkungen, um eine höhere Auslastung zu erreichen. Die anfängliche Preissteigerung war eine Reaktion auf die erhöhte Nachfrage, die durch die bevorstehenden Spiele ausgelöst wurde. Die darauffolgende Preisstabilisierung und der leichte Rückgang sind auf das ausgeglichene Verhältnis von Angebot und Nachfrage zurückzuführen.
2. Erhöhte Zimmerverfügbarkeit
Zusätzliche Hotelkapazitäten wurden geschaffen, einschließlich temporärer Unterkünfte und privater Vermietungen über Plattformen wie Airbnb, was den Druck auf die Hotelpreise verringerte. Airbnb gewinnt mit höherem Bekanntheitsgrad Marktanteile bei Übernachtungsdienstleistungen und steht in direkter Konkurrenz zu Hotels.
3. Änderndes Buchungsverhalten der Reisenden
Während internationale Gäste eher zu Frühbuchungen neigen. Die steigende Nachfrage führt zwangsläufig zu höheren Preisen, wie zu Beginn des Jahres festgestellt. Viele Olympiagäste sind wegen der veränderten wirtschaftlichen Entwicklung und steigende politische Spannungen Last-Minute-Bucher geworden und hoffen auf günstigere Angebote.
Preisvergleiche der Gäste aufgrund der dynamischen Preisentwicklung befeuern die Stornierungen.
4. Reiseeinschränkungen und Unsicherheiten
Trotz der internationalen Attraktivität der Spiele zeigen sich Sportfans aufgrund von Unsicherheiten im Zusammenhang mit der globalen Gesundheitslage oder geopolitischen Spannungen zurückhaltend und reagieren vorzeitig mit Stornierungen.
5. Wettbewerb und Marktstrategien
Die verschiedenen Hotelkategorien haben unterschiedliche Strategien angewendet, um ihre Zimmer zu füllen. Luxus-Hotels konnten ihre hohen Preise beibehalten, während Mittelklasse- und 3-Sterne-Hotels gezielt Preissenkungen und Sonderangebote einführten, um eine breite Palette von Gästen anzuziehen.
Luxushotels erwartet hohe Belegungsrate
Luxushotels in Paris, wie das Ritz Paris und das Four Seasons Hotel George V, verzeichnen traditionell hohe Belegungsraten während Großveranstaltungen. Derzeit liegt die Belegungsrate dieser Hotels bei 85%. Für die Dauer der Olympischen Spiele wird eine Auslastung von nahezu 100% erwartet, da wohlhabende Gäste, VIPs und Offizielle bevorzugt in diesen erstklassigen Unterkünften übernachten. Diese Hotels haben ihre Preise geringfügig gesenkt, um die exklusive Kundschaft zu halten.
Mittelklasse-Hotels mit Kündigungswelle trotz moderaten Preissenkungen
Die Mittelklassehotels, wie beispielsweise das Novotel und Mercure, weisen momentan eine Belegungsrate von 75% auf. Für die Spiele wird eine Auslastung von 90-95% prognostiziert. Diese Hotels sind bei Familien und Gruppen beliebt, die eine Balance zwischen Komfort und Preis suchen. Um eine vollständige Auslastung zu erreichen, haben viele dieser Hotels moderate Preisnachlässe und Sonderangebote eingeführt.
3-Sterne-Hotels – tiefe Belegungsrate trotz dynamischer Preise
3-Sterne-Hotels, wie das Ibis und Campanile, verzeichnen derzeit eine Belegungsrate von 65%. Für die Zeit der Olympischen Spiele wird eine Auslastung von 80-85% erwartet. Diese Hotels sind bei preisbewussten Touristen und jungen Reisenden beliebt. Die Preisstrategie dieser Hotels hat eine signifikante Rolle gespielt: Viele haben die Preise in der Hochsaison moderat erhöht und bieten wettbewerbsfähige (tiefere) Preise an, um die verbleibenden Zimmer zu füllen.
Stornierungswelle überrollt Pariser Hotels
Die anfängliche Euphorie über horrende Hotelpreise während der Olympischen Spiele in Paris scheint verflogen. Nachdem die Preise in einigen Fällen um bis zu 300% gestiegen waren, bröckeln sie deutlich. Laut dem Pariser Fremdenverkehrsamt liegt der durchschnittliche Preis für ein Hotelzimmer während der Spiele bei 342 Euro pro Nacht – ein Rückgang von 70% im Vergleich zum Vorjahr.
Während der Planungsphase für die Olympischen Spiele 2024 in Paris rechneten die Hotels mit einem hohen Maß an Buchungen und einer ebenso hohen Belegung der Hotels.
Schätzungen zufolge liegt die Stornierungsrate Mitte Juli bei 15-20%, was sowohl auf die Unsicherheiten in der globalen Gesundheitslage und wirtschaftliche Faktoren zurückzuführen ist. Diese Stornierungen betreffen alle Hotelkategorien, von Luxus- bis hin zu Mittelklasse- und 3-Sterne-Hotels. Bei Luxushotels liegt die Stornierungsrate weit unter dem Durchschnitt.
Der Preisrutsch für Übernachtungen ist auf die hohe Stornierungsrate zurückzuführen. Viele potenzielle Gäste schrecken – im Nachhinein – von den exorbitanten Preisen zurück und suchen nach Alternativen.
Experten sehen ein Alarmsignal für die Pariser Hotellerie. Die Branche muss sich auf deutlich weniger Einnahmen einstellen als ursprünglich erwartet.
Buchungs- und Preisentwicklung bei Airbnb
Airbnb, als Plattform für Kurzzeitvermietungen, spielt während den Olympischen Spiele eine bedeutende Rolle im Unterkunftsmarkt. Die Preis- und Buchungsentwicklung auf Airbnb unterscheidet sich in einigen Aspekten von der in traditionellen Hotels.
Frühzeitige Preisanstiege korrigieren deutlich
Ähnlich wie bei Hotels verzeichneten Airbnb-Unterkünfte in Paris zu Beginn des Jahres 2024 einen starken Preisanstieg. Durchschnittlich stiegen die Preise bei Airbnb für Übernachtungen in Paris und Umgebung um 40% im Vergleich zu den üblichen Raten in Nicht-Olympia-Jahren. Eine direkte Reaktion auf die erwartete hohe Nachfrage und die besondere Attraktivität von Airbnb-Unterkünften für Reisende, die mehr Flexibilität und mehr Platz als in traditionellen Hotels suchen. Seit dem Frühjahr 2024 verzeichnen Übernachtungen der Destination Paris und Umgebung bei Airbnb Preisrückgänge.
Stornierungen bei Airbnb
Im Sommer 2024, zeitnah an den Spielen, verzeichnen die Preise auf Airbnb einen Rückgang von 10-15%. Die Art und Anzahl Stornierungen bei Hotels und Airbnb lassen sich kaum miteinander vergleichen, da Airbnb flexible Stornierungsbedingungen und Last-Minute Stornierungen anbietet:
Flexible Bediengungen für Stornierungen: Viele Airbnb-Gastgeber bieten flexible Stornierungsbedingungen an, was zu einer höheren Stornierungsrate geführt hat. Schätzungen zufolge liegt die Stornierungsrate bei 25-30%.
Last-Minute-Stornierungen: Die Möglichkeit, bis kurz vor der Anreise zu stornieren, hat zu einem Anstieg der Last-Minute-Stornierungen geführt.
Wiedervermietung: Dank der Flexibilität der Plattform können viele Gastgeber nach Stornierungen ihre Unterkünfte zu reduzierten Preisen wieder vermieten.