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Schweizer Gastgewerbe: die höheren Mindestlöhne ab 2025

Schweizer Gastgewerbe: die höheren Mindestlöhne ab 2025Schweizer Gastgewerbe: die höheren Mindestlöhne ab 2025

Mindestlöhne im Schweizer Gastgewerbe steigen ab 1. Februar 2025

Die Schweizer Arbeitnehmerorganisation Hotel & Gastro Union hat am 1. Februar 2025 eine Anhebung der Mindestlöhne im Gastgewerbe in der Schweiz um die durchschnittliche Jahresteuerung von 1,1 Prozent angekündigt. Die Organisation begrüßt den erneuten Teuerungsausgleich, kritisiert jedoch, dass die geforderte Reallohnerhöhung nicht umgesetzt worden ist. Dabei steht die Branche vor einer doppelten Herausforderung: Sie hat sich nach der Pandemie wohl erholt und befindet sich auf einem Wachstumspfad. Sie leidet jedoch unter einem gravierenden Arbeitskräftemangel.

Die neuen Mindestlöhne im Überblick

Ab dem 1. Februar 2025 oder spätestens zur Sommersaison 2025 gelten im Schweizer Gastgewerbe folgende Mindestlöhne (brutto pro Monat):

  • Kategorie Ia (ohne Berufslehre): CHF 3.706,00 (EUR 3.901,00)
  • Kategorie Ib (ohne Berufslehre mit Progresso-Attest*): CHF 3.935,00 (EUR 4.142,00)
  • Kategorie II (mit eidg. Berufsattest oder ähnlich): CHF 4.062,00 (EUR 4.756,00)
  • Kategorie IIIa (mit eidg. Fähigkeitszeugnis oder ähnlich): CHF 4.519,00 (EUR 4.756,00)
  • Kategorie IIIb (mit eidg. Fähigkeitszeugnis und Weiterbildung): CHF 4.626,00 (EUR 4.869,00)
  • Kategorie IV (mit Berufsprüfung): CHF 5.282,00 (EUR 5.560,00)
  • Praktikanten und Praktikantinnen: CHF 2.385,00 (EUR 2.510,00)

Trotz der Anpassung bleibt das zentrale Problem ungelöst: Die Hotel & Gastro Union betont, dass niedrige Löhne die Attraktivität der Branche schädigen und dringend höhere Löhne über alle Qualifikationsstufen hinweg erforderlich sind, um Arbeitskräfte zu gewinnen und langfristig zu binden.

Arbeitsbedingungen und Herausforderungen im Gastgewerbe

Ein wesentlicher Kritikpunkt, der die Lohnsituation im Schweizer Gastgewerbe zusätzlich belastet, betrifft die Überstundenregelung. Die zahlreichen Überstunden werden nur selten entlohnt. Diese Praxis trägt bei, dass sich viele Arbeitnehmer trotz eines vermeintlich guten Gehalts, in Anbetracht der hohen Lebenshaltungskosten in der Schweiz, finanziell überfordert fühlen.

Laut aktuellen Daten des Bundesamts für Statistik liegt der durchschnittliche Bruttomindestlohn in der Schweiz im Gastgewerbe deutlich unter dem Median anderer Branchen. Gleichzeitig sind die Lebenshaltungskosten in der Schweiz weit höher als in Deutschland: Ein monatlicher Mietpreis für eine Einzimmerwohnung in Zürich beträgt durchschnittlich CHF 1.700,00 (EUR 1.790,00) während er in Berlin bei rund EUR 900,00 liegt. Auch die Preise für Lebensmittel und Dienstleistungen liegen in der Schweiz rund 50 Prozent über dem EU-Durchschnitt.

Hinzu kommt, dass der gesetzliche Arbeitnehmerschutz in der Schweiz im Vergleich zu Deutschland als weniger streng gilt. Anders als in Deutschland gibt es keinen allgemeinen gesetzlichen Mindestlohn, und die Arbeitszeiten im Gastgewerbe überschreiten meist die gesetzlichen Vorgaben, ohne dass Arbeitnehmer rechtliche Konsequenzen fürchten müssen. Dies führt zu einer Überlastung vieler Beschäftigten, die keine langfristige Perspektive in der Branche sehen.

Arbeitskräftemangel und notwendige Reformen

Der Arbeitskräftemangel im Schweizer Gastgewerbe bleibt eines der drängendsten Probleme. Trotz der Erholung nach der Pandemie schaffen es viele Betriebe nicht, offene Stellen zu besetzen. Die vergleichsweise niedrigen Löhne, kombiniert mit den hohen Lebenshaltungskosten und den oft schwierigen Arbeitsbedingungen, schrecken potenzielle Arbeitnehmer ab. Die Hotel & Gastro Union argumentiert, dass nur eine Reallohnerhöhung in Kombination mit besseren Arbeitsbedingungen den Ruf der Branche verbessert.

Darüber hinaus fordert die Organisation, dass Überstunden angemessen entlohnt und Arbeitszeiten transparent gestaltet werden. Dies würde die Zufriedenheit der Arbeitnehmer steigern und dazu beitragen, die Attraktivität des Berufsbildes zu erhöhen.

Ein Blick nach Deutschland: Was kann die Schweiz lernen?

Im Vergleich zu Deutschland, wo seit 2022 ein allgemeiner gesetzlicher Mindestlohn von EUR 12,00 pro Stunde gilt, hinkt die Schweiz in Sachen Lohnpolitik und Arbeitnehmerschutz hinterher. Während in Deutschland Überstunden zusätzlich vergütet werden, ist dies in der Schweiz oft nicht der Fall. Auch bietet Deutschland vielfältigere Programme zur Weiterbildung und Karriereförderung, die die berufliche Entwicklung unterstützen und langfristige Perspektiven schaffen.

Die Hotel & Gastro Union setzt sich ein, dass in der Schweiz ähnliche Standards, wie in Deutschland üblich, eingeführt werden. Die Einführung eines verbindlichen Rahmens für Überstundenvergütung und die Etablierung von klaren Weiterbildungswegen könnten die Wettbewerbsfähigkeit der Branche steigern.

Gastgewerbe-Löhne in der Schweiz mit Aufholbedarf

Die Erhöhung der Mindestlöhne im Schweizer Gastgewerbe um 1,1 Prozent ist ein Schritt in die richtige Richtung, reicht nicht aus, um die grundlegenden Probleme der Branche zu lösen. Der hohe Arbeitskräftemangel, die schlechten Arbeitsbedingungen und die unzureichenden Überstundenvergütungen schrecken potenzielle Mitarbeiter ab und beeinträchtigen die Wettbewerbsfähigkeit der Betriebe.

Langfristig hat die Schweiz ihre Lohnpolitik und die Arbeitsbedingungen im Gastgewerbe grundlegend zu reformieren. Auf diese Weise steigert die Branche ihre Attraktivität, gewinnt qualifizierte Arbeitskräfte und bleibt auf einem nachhaltigen Wachstumspfad. Die Hotel & Gastro Union spielt eine zentrale Rolle und wird weiterhin für Verbesserungen kämpfen – für eine gerechte Entlohnung und bessere Perspektiven für alle Arbeitnehmer im Gastgewerbe. Sh. Das bleibt netto in DACH.

 

*Progresso Attest, zertifiziert eine verkürzte modulare Grundbildung mit eidgenössischem Berufsattest (EBA) in den Fachbereichen Küche, Service und Hotellerie-Hauswirtschaft.

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