Donnerstag, Juli 17, 2025
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Sommer 2025: Bier rettet die Rentabilität vieler Lokale

Bierkonsum boomt im Hitzesommer 2025: Chancen und Herausforderungen für die Rentabilität der Gastronomie

Wenn das Thermometer auf über 30 Grad klettert, verändert sich das Konsumverhalten insbesondere der Gäste in der Außengastronomie. Der Sommer 2025 sorgt mit langanhaltendem Hochdruckwetter für eine deutliche Verschiebung der Getränkenachfrage: Der Bierkonsum steigt massiv an, während der Weinkonsum zurückgeht. Für Gastronomiebetriebe ergeben sich daraus neue Umsatzchancen und strategische Herausforderungen, die sich direkt auf die Rentabilität auswirken.

Bierkonsum auf Höchststand: +9 % im Vergleich zu Juni 2024

Bereits im Juni 2025 zeigte sich ein starkes Plus im Bierverkauf: Laut dem Bundesverband der Deutschen Getränkewirtschaft lag der Absatz in der Gastronomie rund 9 % über dem Niveau des Vorjahresmonats. In Städten wie München, Stuttgart oder Leipzig wurden laut Branchenplattform „Getränke News“ lokal Zuwächse von bis zu 12 % verzeichnet. Besonders beliebt sind Helles, naturtrübes Kellerbier, alkoholfreie Sorten sowie Radler. In der urbanen Szene-Gastronomie gewinnen auch Craftbiere weiter an Bedeutung.

Für die Monate Juli bis September 2025 erwarten Marktanalysten einen durchschnittlichen Absatzanstieg von 6–8 % gegenüber dem Sommer 2024, vorausgesetzt, das sommerliche Wetter bleibt konstant. Im Vergleichszeitraum 2024 hatte sich der Bierabsatz nach einem verregneten August deutlich abgeschwächt. Ein Szenario, das sich in diesem Jahr bisher nicht abzeichnet.


Durchschnittlicher Bierumsatz pro Betrieb: +2.000 bis +5.000 Euro im Monat

Gastronomiebetriebe mit Biergarten oder Außenterrasse profitieren besonders stark. Laut einer Erhebung des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (DEHOGA) erzielt ein durchschnittlicher Betrieb mit 80 bis 100 Sitzplätzen durch den gestiegenen Bierkonsum pro Monat einen Mehrumsatz zwischen 2.000 und 5.000 Euro. Bei großen Biergärten mit über 200 Plätzen sind sogar Zuwächse von 10.000 Euro im Monat realistisch, je nach Wetterlage, Lage und Öffnungszeiten.

Auch das Konsumverhalten der Gäste verändert sich: Im Vergleich zu 2024 trinken Besucher durchschnittlich 0,3 Liter mehr Bier pro Aufenthalt. Während im letzten Sommer pro Gast etwa 1,2 bis 1,5 Liter Bier konsumiert wurden, liegt der Wert in der Saison 2025 bereits bei 1,5 bis 1,8 Litern, insbesondere bei Events oder Sportübertragungen im Freien.

Rentabilität: Bier bringt höhere Deckungsbeiträge als Wein

Der gestiegene Bierkonsum ist nicht nur umsatzstark und hochrentabel. Der Wareneinsatz für Flaschenbier liegt im Schnitt bei 20 bis 25 % des Verkaufspreises, bei frisch gezapftem Bier darunter. Ein halber Liter Bier wird aktuell, abhängig nach Region und Gastronomiekonzept für zwischen 4,50 und 6,50 Euro bei einem Einkaufspreis von 0,80 bis 1,10 Euro pro Liter, verkauft. Damit ergeben sich Deckungsbeiträge mindestens 3 bis 5 Euro pro Glas, was bei hohem Volumen einen erheblichen Beitrag zur Gesamtrentabilität leistet.

Zum Vergleich: Bei offen ausgeschenktem Wein liegt der Wareneinsatz durchschnittlich bei 30 bis 45 %, je nach Qualität, Bezugsquelle und Lagerung. Dazu kommen höhere Verluste durch angebrochene Flaschen, Kühlbedarf und Beratung beim Servicepersonal. Auch die Vorbereitungskosten (z. B. Gläserpolieren, Dekantieren) sind höher.

Weinkonsum rückläufig: -3,5 % im Juni 2025

Der Weinkonsum zeigt sich im direkten Vergleich rückläufig. Im Juni 2025 lag der Absatz laut GfK-Konsumentenpanel um 3,5 % unter dem Vorjahreswert. Wobei der Rückgang des Rotweins -5,8 % und der Weißwein -3,1 % betrug.

Der Hauptgrund: Bei hohen Temperaturen bevorzugen viele Gäste kühlere, leichte und durstlöschende Getränke. Während Bier direkt aus dem Fass serviert wird, fällt es bei Wein schwer, ihn bei 35 Grad konstant auf optimaler Trinktemperatur zu halten. Selbst gekühlte Weißweine verlieren bei großer Hitze schnell an Frische und werden seltener nachbestellt.

Umsatzpotenziale durch Wein: eher in Spätsommer und Abendgastronomie

Trotz rückläufiger Zahlen bleibt der Weinabsatz nicht unbedeutend. Er verschiebt sich lediglich in andere Konsumkontexte. So bleibt der Weinkonsum in der touristischen Abendgastronomie, bei gehobenen Menüs und in Weinanbauregionen stabil. Auch Spätsommer-Events wie Weinfeste oder Federweißer-Wochen im September bieten Potenzial.

Ein Durchschnittsbetrieb mit 60 Plätzen kann im Juli und August durch gezielte Weinaktionen einen Zusatzumsatz von 1.000 bis 2.500 Euro erzielen. Vorausgesetzt, die Angebote sind attraktiv und gut kommuniziert. Leichte Sommerweine, Schorlen oder Weincocktails wie Hugo oder Rosé-Spritz helfen, junge Zielgruppen anzusprechen.

Strategien für maximale Rentabilität: Bier-Fokus mit Weinergänzung

Gastronomiebetriebe, die flexibel auf das Wetter und Konsumtrends reagieren, können ihre Gesamtrentabilität im Sommer um bis zu 10 % steigern. Dazu empfiehlt es sich, folgende Maßnahmen umzusetzen:

Getränkekarten anpassen: Fokus auf Bier, Craftbiere, alkoholfreie Varianten und sommerliche Mischgetränke wie Radler oder „Bierbowle“
Wein kreativ integrieren: z. B. als Sommer-Schorle, Rosé-Tonic oder als Teil eines Drei-Gänge-Menüs
Events veranstalten: Bierverkostungen, Grillabende mit Bierpairing oder After-Work-Events mit Weincocktails
Logistik sichern: rechtzeitige Bestellungen bei Brauereien, Rücklauf- und Leergutmanagement optimieren
Personalplanung anpassen: höhere Frequenzen bei gutem Wetter erfordern mehr Servicekräfte. Jedoch lohnt sich der Mehraufwand durch höhere Trinkgelder und Umsatz

Prognose bis Ende September: Bier bleibt dominant – Wein stagniert

Basierend auf den derzeitigen Wetterprognosen erwarten Marktforscher, dass der Bierkonsum bis Ende September 2025 insgesamt um 7 % höher liegen wird als im Sommer 2024. In Umsatzwerten bedeutet das ein zusätzliches Marktvolumen von rund 180 bis 200 Millionen Euro im Gastronomiesegment deutschlandweit. Eine Zahl, die sowohl kleinen als auch großen Betrieben zugutekommen wird.

Der Weinkonsum dürfte laut Branchenanalyse leicht unter Vorjahresniveau bleiben. Ein schwacher Spätsommer oder frühe Herbsttage könnten den Absatz nochmals ankurbeln, reichen nicht aus, um das Minus auszugleichen.

Bierkonsum als Chance für wirtschaftliche Erholung

Der Sommer 2025 zeigt eindrucksvoll, wie stark äußere Faktoren wie das Wetter das Konsumverhalten beeinflussen. Der steigende Bierkonsum sorgt für hohe Umsätze und verbessert die Rentabilität in vielen Gastronomiebetrieben spürbar. Besonders positiv wirkt sich das günstige Verhältnis zwischen Wareneinsatz und Verkaufspreis aus.

Trotz dem steigenden Bierkonsum bei hohen Temperaturen, Wein bleibt ein wichtiger Bestandteil der gastronomischen Getränkekultur. Vor allem im Spätsommer, bei kulinarischen Events oder im touristischen Bereich. Wer es schafft, beide Produktgruppen strategisch zu integrieren, kann die gesamte Sommersaison wirtschaftlich optimal nutzen und sich gleichzeitig gegenüber Mitbewerbern differenzieren.

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