Sonntag, Juni 15, 2025
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Warum US-Restaurants scheitern – Eine Lehre für Europa

Warum US-Restaurants scheitern - Eine Lehre für EuropaWarum US-Restaurants scheitern - Eine Lehre für Europa

Der schleichende Niedergang großer amerikanischer Restaurantketten – Eine Lektion für Restaurants im DACH-Raum

In den letzten Jahren beobachten Branchenkenner einen kontinuierlichen Abwärtstrend bei vielen prominenten Restaurantketten in den USA. Marken wie Subway, Hooters, Red Lobster, Applebee’s, Salt Bae’s Nusr-Et, The Cheesecake Factory, Buffalo Wild Wings, Taco Bell, IHOP und TGI FRIDAY’S verlieren Marktanteile, schließen Filialen oder kämpfen mit drastisch sinkenden Besucherzahlen. Die Ursachen für diesen schleichenden Niedergang sind vielschichtig und bieten wertvolle Erkenntnisse für Restaurants und die gesamte Gastronomie in der DACH-Region.

Restaurantketten vs. Generationenwechsel und verändertes Essverhalten

Ein zentraler Faktor liegt im Generationenwandel. Die heutigen Millennials und Vertreter der Gen Z zeigen ein anderes Konsumverhalten als die Generation ihrer Eltern. Für sie zählen mehr als Geschmack und Sättigung. Sie verlangen von der Gastronomie Frische, Nachhaltigkeit, Transparenz und Individualität. Die standardisierten Menüs und die über Jahrzehnte unveränderte Optik vieler amerikanischer Restaurantketten wirken auf junge Gäste altmodisch und abschreckend. Das Image von Fett, Zucker, Konservierungsstoffen, Zutaten aus Büchsen und Plastikeimern, Plastikgeschirr und Inneneinrichtungen der 80-er Jahre passt nicht mehr zur heutigen Esskultur.

Restaurants wie Subway, einst mit dem Anspruch gestartet, ein „gesundes Fast Food“ zu sein, haben ihr Versprechen aus Sicht vieler Konsumenten kaum je erfüllt. Statt Frische spürten sie Standardisierung. Statt Geschmack blieb Routine. Auch Konzepte wie Hooters, das stark auf ein männliches Publikum und sexistische Werbung setzte, erscheinen jungen, aufgeklärten Menschen nicht mehr zeitgemäß.

Der Preis-Schock: Inflation und schwindendes Einkommen

Ein weiterer Faktor ist die wirtschaftliche Realität vieler Amerikaner. Die Inflation in den USA hat sich in den letzten Jahren deutlich bemerkbar gemacht. Gleichzeitig stagnieren die Löhne breiter Bevölkerungsschichten. Die Folge: Das verfügbare Einkommen schmilzt – und damit die Bereitschaft, regelmäßig auswärts zu essen. Was früher als günstige Alternative zur eigenen Küche galt, wird heute als überteuert empfunden. Gerade Familien verzichten zunehmend auf Restaurantbesuche und setzen auf Selbstversorgung.

Besonders hart trifft dieser Trend Ketten wie The Cheesecake Factory oder Red Lobster, die auf großzügige Portionen, Tischservice und eine gehobene Atmosphäre setzen. Diese können preislich nicht mit Fast-Food Anbietern konkurrieren. Auch Salt Bae’s Luxus-Steakhaus Nusr-Et, das auf virale Social-Media-Präsenz setzte, scheitert zunehmend am Spagat zwischen Show und Substanz. Ein Blick auf die Speisekarte erklärt warum: Ein einziges Wagyu-Steak kostet 1.000 US-Dollar. Ein Hamburger liegt bei 120 US-Dollar und wer ein Steak mit 24 Karat Blattgold wählt, zahlt zusätzlich 500 US-Dollar. In Zeiten knapper Haushaltskassen wirkt solch eine Preisgestaltung wie ein Anachronismus, weit entfernt von der Lebensrealität der meisten Gäste.

Übersättigung des Marktes und fehlende Innovation

Viele amerikanische Restaurantketten sind Opfer ihres eigenen Erfolgs geworden. Jahrelang wurde in aggressivem Tempo expandiert – mit dem Ergebnis, dass sich in vielen Regionen die eigenen Filialen gegenseitig Konkurrenz machen. Die Marktsättigung kombiniert sich mit geringer Innovationskraft. Es fehlen kreative Impulse, neue Geschmackserlebnisse oder kundenorientierte Services, die überraschen und binden.

Applebee’s oder IHOP bieten nach wie vor Speisen an, die kaum Neuerungen aufweisen. Besonders fatal ist die Standardisierung auf Kosten der Individualität. Gäste möchten ihr Menü heute bewusst und individuell auswählen – und nicht wie Millionen andere aus einer standardisierten Speisekarte bestellen, die sich seit Jahren kaum verändert hat. Sie suchen kulinarische Erlebnisse statt vorhersehbarer Massenware.

Online-Bewertungen und Transparenz wirken wie ein Vergrößerungsglas

Ein weiterer Grund für den Niedergang ist der zunehmende Einfluss von Online-Bewertungen und Social Media. Plattformen wie Yelp, Google Reviews oder TikTok machen schlechte Qualität, unfreundlichen Service oder Hygieneprobleme in Sekundenschnelle sichtbar. Die Ketten verlieren auf diese Weise den Schutzraum, den ihre bekannte Marke früher bot. Kleine, unabhängige Restaurants reagieren flexibel, passen ihre Speisekarten an oder zeigen ein offenes Ohr für Kritik. Großen Restaurantketten fehlt die Flexibilität. Sie geraten schnell in einen Abwärtssog.

Das Vertrauen der Konsumenten wird auf diese Weise schrittweise untergraben. Negative Schlagzeilen, wie mangelhafte Lebensmittelqualität, unhygienische Küchen oder unfaire Arbeitsbedingungen verbreiten sich viral. Buffalo Wild Wings oder TGI FRIDAY’S wurden mehrfach Ziel solcher Kritikwellen.

Restaurantketten – Ein Lehrstück für die Gastronomie im DACH-Raum

Was können Restaurants in Deutschland, Österreich und der Schweiz aus diesem Trend lernen? Eine ganze Menge. Anders als die großen US-Ketten sind viele Betriebe im DACH-Raum kleiner, inhabergeführt und regional verwurzelt. Diese Struktur erlaubt Flexibilität, Nähe zum Gast und eine schnelle Anpassung an Trends. Lokale Zutaten, saisonale Gerichte, vegane oder vegetarische Optionen, transparente Herkunftsangaben und eine echte Beziehung zum Gast sind Stärken, die große Ketten kaum imitieren können.

Während viele US-Ketten in einer veralteten Franchise-Logik feststecken, gehen immer mehr Restaurants im DACH-Raum neue Wege. Angesagt sind wechselnde Wochenkarten, Kooperationen mit lokalen Produzenten, nachhaltigen Verpackungen oder digitalisierten Bestellprozessen. Auch die zunehmende Bedeutung von Lieferdiensten und Take-away-Angeboten lässt sich in einem kleineren Rahmen oft besser und günstiger umsetzen.

Regionalität statt Globalisierung

Ein wachsender Teil der Bevölkerung setzt heute auf Regionalität statt Globalisierung. Die anonyme Filiale einer globalen Restaurantkette wirkt in Zeiten des Klimawandels und gestiegener ökologischer Verantwortung fehl am Platz. Lokale Restaurants, die sich zur Region bekennen, Zutaten aus der Umgebung verwenden und authentische Gastfreundschaft leben, punkten mit ihrer Einzigartigkeit.

Auch beim Thema Personalführung haben kleinere Gastronomie-Betriebe Vorteile. Während US-Ketten oft auf einheitliche Vorgaben und anonyme Systeme setzen, bieten Restaurants im DACH-Raum eine persönliche Unternehmenskultur, faire Arbeitsbedingungen und echte Entwicklungsperspektiven.

Restaurantketten, wie weiter? Die Zukunft gehört anpassungsfähigen Restaurants

Der Abstieg großer US-Restaurantketten ist kein Zufall. Nein. Er ist das Ergebnis vieler struktureller Schwächen, wirtschaftlicher Veränderungen und kultureller Verschiebungen. Für Restaurants im deutschsprachigen Raum bietet dieser Trend eine klare Botschaft: Wer sich auf Gäste einstellt, flexibel bleibt und Qualität bietet, ist bereit für die Zukunft. Die Gastronomie der Zukunft ist frisch, lokal, digital, nachhaltig und gastnah – nicht standardisiert, globalisiert und veraltet.

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