Mittwoch, Oktober 1, 2025
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Erlebnis und Übernachtung – so gelingt der Spagat

Erlebnis und Übernachtung – so gelingt der SpagatErlebnis und Übernachtung – so gelingt der Spagat

Wie die Hotellerie mit Emotionen gewinnt

Die Ansprüche an einen Hotelaufenthalt haben sich grundlegend verändert. Immer mehr Gäste suchen mehr als eine Unterkunft, sondern ein Erlebnis, das inspiriert, emotional berührt und Erinnerungswert hat. Statt nüchterner Zweckübernachtung wünschen sie sich Individualität, Atmosphäre und Sinneseindrücke. Sei es durch Design, Kulinarik, Interaktion oder Inszenierung. Die Hotellerie steht damit vor einer grundlegenden Transformation: Erlebnis statt Übernachtung ist ein Marketing-Slogan, ein neues Hotelkonzept und strategischer Fokus, der über den wirtschaftlichen Erfolg eines Hauses entscheidet.

Gästeerwartungen im Wandel: Von funktional zu emotional

Immer mehr Reisende definieren Qualität nicht ausschließlich über Ausstattung oder Lage, sondern über emotionale Faktoren wie Authentizität, Kreativität und Immersion. Sie wünschen sich für ihren Aufenthalt im Hotel ihr individual gestaltetes Hotelkonzept. Vor allem jüngere Zielgruppen und „Best Ager“, legen Wert auf Aufenthalte, die sie nachhaltig bereichern. Für viele ist ein Hotel der Ausgangspunkt für ein tieferes Eintauchen in die Umgebung oder ein Zufluchtsort mit Mehrwert. Hotels, die nur Übernachtung mit Frühstück bieten, verlieren gegenüber Häusern, die mit durchdachten Konzepten überraschen.

Die Zunahme an flexiblen Arbeitsformen, „Workations“ und individualisierten Reisegewohnheiten befeuert diesen Wandel zusätzlich. Ein Hotelaufenthalt wird nicht mehr als notwendige Zwischenstation, sondern als Teil des eigentlichen Reiseanlasses gesehen. Dadurch verschiebt sich der Fokus auf das Erlebnis als zentrales Verkaufsargument – mit positiven Effekten auf die Buchungslage, das Image und die Gästebindung.

Erlebnis schaffen durch Architektur, Design und Inszenierung

Erlebnisse beginnen beim Betreten des Hauses. Immer mehr Hotels setzen auf thematische Raumkonzepte, multisensorisches Design und lokale Materialien, um ihre Gäste emotional abzuholen. Die GRIMM’s Hotels in Berlin, Potsdam und München erzählen Märchen durch Einrichtung, Sprachwelten und Eventformate. So wird der Aufenthalt zu einer kleinen Reise in die Fantasie. Ideal für Familien, Literaturfans oder Individualreisende.

Auch das Kameha Grand in Bonn macht aus jeder Übernachtung ein visuelles, spannendes Abenteuer: Designzimmer mit Pop-Art-Elementen, ein „Space Room“ für Science-Fiction-Fans und ein imposantes Foyer mit Kristallleuchtern vermitteln Glamour und Einzigartigkeit. Die Räume werden zur Attraktion ohne Animation oder Pauschalprogramm.

Ein weiteres Beispiel liefert das Michelberger Hotel Berlin, das als kreativ-urbanes Boutiquehotel punktet. Mit Kulturveranstaltungen im Hof, Vinyl-Sammlungen auf den Zimmern und Bio-Küche in der Lobby spricht es gezielt eine junge, kreative Zielgruppe an, die sich als Teil der Community fühlt. Der Aufenthalt ist hier weit mehr als Schlafen: Er wird zur Teilnahme an einer Kulturbewegung.

Kulinarik als Erlebnis-Schlüsselerlebnis

Das gastronomische Angebot ist einer der stärksten Hebel, um ein Erlebnis im Hotel zu verankern. Gäste erwarten keine klassische Halbpension mehr, sondern individuelle Geschmackserlebnisse, die überraschen. Das StrandGut Resort in St. Peter-Ording bietet zum Beispiel ein junges, regional inspiriertes Food-Konzept mit offener Showküche und wechselnden kulinarischen Themenabenden. Die Küche ist nicht Mittel zum Zweck, sondern Teil der Gesamtinszenierung.

Auch das Weinromantikhotel Richtershof an der Mosel integriert Weinverkostungen, Winzerführungen und ein „Wine & Dine“-Arrangement in das Übernachtungserlebnis. Gäste kommen zum Schlafen, Genießen, Lernen und Interagieren. Solche Angebote erzeugen emotionale Bindung und regen zur Weiterempfehlung an.

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Kooperation mit lokalen Anbietern als Erlebnis-Booster

Hotels, die mit der Umgebung kooperieren, schaffen exklusive Erlebnisse, die weit über das eigene Grundstück hinausgehen. Im Berghotel Rehlegg im Berchtesgadener Land wird auf Nachhaltigkeit gesetzt: Gäste können auch an Almbesuchen teilnehmen, Kräuterwanderungen mit Naturführern erleben oder mit einer Sennerin Käse herstellen. Das Hotel wird zur Drehscheibe regionaler Kultur und Wertevermittlung.

Ein weiteres Beispiel ist das Kranzbach Hotel bei Garmisch-Partenkirchen. Neben einem erstklassigen Spa-Angebot bietet es Lesungen, Qi-Gong auf der Almwiese oder geführte Meditationsspaziergänge. Diese Form der sanften Inszenierung spricht bewusst achtsame Gäste an und schafft tiefere Erlebnisebenen, die über Standardangebote hinausgehen.

Erlebnisbasierte Hotelkonzepte wirtschaftlich gedacht

Die Umstellung vom Übernachtungsbetrieb zum Erlebnisbetrieb ist eine kreative und wirtschaftlich lohnende Entscheidung. Gäste sind bereit, für einzigartige Erfahrungen höhere Preise zu zahlen. Erlebnisorientierte Häuser erzielen nachweislich bessere Bewertungen auf Plattformen wie Booking oder Google, erzielen höhere Aufenthaltsdauern und niedrigere Stornoraten. Gleichzeitig erhöht sich durch Storytelling und Fotopotenziale die Sichtbarkeit in sozialen Medien, was Marketingkosten senkt und organisches Wachstum fördert.

Hoteliers berichten, dass Gäste bei Erlebnisangeboten wie romantischen Candle-Light-Dinnern, Floating-Treatments oder individuellen Sportkursen Zusatzleistungen stärker nutzen. Zudem wird die Kundenloyalität gefestigt, da Gäste emotionale Bindungen aufbauen. Sie erinnern sich nicht an das Zimmer 203, sondern an das Gefühl, mit Blick auf die Berge im Infinity Pool geschwommen zu sein. Sie kommen genau deshalb wieder.

Digitalisierung als Erlebnisverstärker, nicht als Selbstzweck

Digitale Technologien wie virtuelle Hotelrundgänge, personalisierte E-Mail-Kommunikation oder smarte Zimmereinstellungen können Erlebnisse in der Hotellerie ergänzen, jedoch nicht ersetzen. Wichtig ist, dass sie als Werkzeug oder neues Hotelkonzept eingesetzt werden, um die Erlebnisqualität zu steigern. So haben Gäste z. B. über Hotel-Apps die Möglichkeit, individuell Aktivitäten zu buchen und vorab ihr Kissen auszuwählen oder Empfehlungen für Ausflüge zu erhalten. Besonders spannend: Einige Hotels nutzen Augmented Reality, um historische Hintergründe ihrer Gebäude interaktiv zu erzählen. Hier verschmilzt Unterhaltung mit Wissensvermittlung; ein echter Mehrwert.

Hotelkonzept „Übernachtungen mit Erlebnisfaktor“ sind die Zukunft der Hotellerie

Erlebnisorientierung in der Hotellerie ist kein Luxus mehr, sondern eine wirtschaftliche Notwendigkeit. Die Zeit der bloßen Schlafstätten ist vorbei. Wer künftig Gäste überzeugen will, hat sich emotional zu positionieren, sinnstiftende Mehrwerte zu schaffen und konsequent regional, thematisch sowie individuell zu denken. Das Konzept Erlebnis statt Übernachtung gelingt, wenn Design, Gastronomie, Service und Kommunikation ineinandergreifen. Wenn sich der Gast nicht nur untergebracht, sondern willkommen, überrascht und berührt fühlt.

Hotellerie im Wandel – Trends, Wissen und Praxis-Tipps auf hoga.careers

Was bewegt die Branche? Welche Trends verändern die Hotellerie? Und wie können Hotels von neuen Konzepten, Technologien und Gästewünschen profitieren? Der Blog auf hoga.careers liefert aktuelle Hintergründe, fundiertes Fachwissen und praktische Impulse für alle, die in der Hotellerie nach vorne denken. Jetzt reinlesen und immer einen Schritt voraus sein!

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