So funktioniert KI-gestütztes Hotel-Recruiting in der Praxis
Der Fachkräftemangel in der Hotellerie stellt viele Betriebe vor große Herausforderungen. Qualifiziertes Personal zu finden, zu binden und langfristig im Unternehmen zu halten, wird zunehmend schwieriger. Vor allem die Generation Z hat andere Ansprüche an Arbeitgeber und reagiert kaum noch auf klassische Stellenanzeigen. Genau hier setzt modernes Hotel-Recruiting an: mit dem Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI) in der Personalrekrutierung. Doch wie funktioniert das konkret? Welche Tools und Softwarelösungen stehen zur Verfügung? Und wie setzen erfolgreiche Hotels KI heute ein? Ein praxisnaher Einblick.
KI im Hotellerie-Recruiting: Was steckt dahinter?
Künstliche Intelligenz im Hotel-Recruiting bedeutet nicht, dass Roboter Bewerbungsgespräche führen oder Bewerber automatisch abgelehnt werden. Vielmehr geht es um die intelligente Verarbeitung großer Datenmengen, um die passenden Talente schneller und treffsicherer zu identifizieren. KI-gestützte Softwarelösungen analysieren Lebensläufe, werten Bewerberprofile aus, erkennen Muster und prognostizieren, wer ideal zum Unternehmen passt. Das spart Zeit, reduziert Fehlentscheidungen und erhöht die Chance auf langfristige Mitarbeiterbindung.
Praxisbeispiel 1: Chatbots als erste Anlaufstelle für Bewerber
Ein wachsender Trend im Hotellerie-Recruiting sind KI-Chatbots auf Karriereseiten oder in Bewerbungsportalen. Sie beantworten rund um die Uhr Fragen von Interessierten, erklären den Bewerbungsprozess und geben Auskunft über offene Stellen. Das Lindner Hotel am Ku‘damm in Berlin beispielsweise nutzt den Chatbot „Lina“, der häufig gestellte Fragen beantwortet, Bewerbungen entgegennimmt und an das HR-Team weiterleitet. Bewerberinnen und Bewerber schätzen die schnelle Reaktion und das unkomplizierte Prozedere, während das Recruiting-Team von deutlich reduzierten E-Mail-Anfragen profitiert.
Praxisbeispiel 2: Matching-Software spart Zeit und Ressourcen
Ein weiteres Feld, in dem KI das Hotel-Recruiting unterstützt, ist das sogenannte „Candidate Matching“. Hier kommen Tools wie „Prescreen“ oder „Recruitee“ zum Einsatz. Diese Systeme analysieren eingehende Bewerbungen automatisiert und vergleichen sie mit den zuvor definierten Anforderungen der jeweiligen Stelle. Im Hotel Vier Jahreszeiten in München wird die Software Prescreen eingesetzt, die in Sekundenschnelle eine Rankingliste der geeignetsten Kandidaten erstellt. Das HR-Team kann auf diese Weise schneller in den persönlichen Austausch treten und sich auf vielversprechende Profile konzentrieren. Ein echter Zeitgewinn in Zeiten knapper Ressourcen.
Praxisbeispiel 3: Active Sourcing mit KI-Unterstützung
In Zeiten passiver Bewerber sind proaktive Maßnahmen gefragt. Das Hamburger Boutique-Hotel Henri geht deshalb neue Wege in der Personalrekrutierung. Mit Hilfe der Software „HireEZ“ identifiziert das Team geeignete Talente auf sozialen Netzwerken, in Lebenslaufdatenbanken oder Fachportalen. Die KI schlägt potenzielle Kandidaten vor, die punktgenau den gesuchten Profilen entsprechen und generiert passgenaue Anschreiben. So spart das Recruiting-Team viel Zeit beim Active Sourcing und erreicht auch Kandidaten, die aktuell nicht aktiv auf Jobsuche sind.
Softwarevorstellungen: Diese Tools helfen beim Hotel-Recruiting
Neben den genannten Tools wie Prescreen, Recruitee und HireEZ gibt es noch weitere KI-basierte Softwarelösungen, die in der Hotelbranche zum Einsatz kommen. Dazu zählt beispielsweise „Talentry“, eine Plattform für Mitarbeiterempfehlungsprogramme, die durch intelligente Algorithmen erkennt, welches Teammitglied für welche Stelle passende Kontakte hat. Auch „Jobpal“, ein KI-gestützter Chatbot, wird in der Hospitality-Branche zunehmend genutzt, um Bewerbungsprozesse zu automatisieren und zu personalisieren. Wer auf der Suche nach einer All-in-One-Lösung ist, findet in „Smartrecruiters“ ein System, das Stellenanzeigen automatisch optimiert, Bewerbungseingänge filtert und Interviewprozesse digital organisiert.
Interview mit HR-Managerin Lea Schuster (Hotelgruppe UrbanSleep)
Wie sieht der Einsatz von KI in der täglichen Personalrekrutierungspraxis aus? Lea Schuster, HR-Managerin der Hotelgruppe UrbanSleep mit 8 Standorten in Deutschland, berichtet: „Wir nutzen seit 2023 ein KI-gestütztes Bewerbermanagementsystem. Besonders hilfreich ist die automatische Analyse eingehender Lebensläufe. Die Software schlägt passende Kandidaten vor, und das spart uns enorm viel Zeit. Früher mussten wir hunderte Bewerbungen manuell sichten. Heute konzentrieren wir uns auf die besten 10.“
Auf die Frage, wie Bewerber auf den KI-Einsatz reagieren, antwortet sie: „Durchweg positiv. Unsere Bewerber schätzen die Schnelligkeit, mit der wir auf Bewerbungen reagieren. Viele junge Menschen finden es modern und zeitgemäß, dass wir Chatbots und automatisierte Kommunikation einsetzen. Wichtig: Die Technik unterstützt und der Mensch entscheidet.
KI ersetzt keine Menschen – sie unterstützt sie
Die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten von KI im Hotel-Recruiting ersetzen keine Personalentscheider. Sie ist ein Werkzeug, das in einem umkämpften Arbeitsmarkt hilft, schneller, besser und zielgerichtet zu rekrutieren. Besonders in der Hotellerie, wo der persönliche Kontakt und das Zwischenmenschliche zählen, bleibt der Mensch der wichtigste Faktor im Bewerbungsprozess. Die Kombination aus digitaler Effizienz und menschlicher Nähe macht den Unterschied.
Ausblick: Was kommt als Nächstes?
Die Entwicklung im Bereich KI und Personalrekrutierung schreitet rasant voran. Zukünftig könnten Hotels mithilfe von Predictive Analytics vorhersagen, welche Mitarbeitenden das Unternehmen verlassen könnten. Arbeitgeber können in diesen Fällen frühzeitig gegensteuern. Auch die Verknüpfung mit E-Learning-Plattformen und interner Karriereplanung bietet großes Potenzial. Entscheidend wird sein, wie Hotels diese technologischen Möglichkeiten nutzen, um sich als attraktive Arbeitgeber zu positionieren.
Wer mit den richtigen Tools, einer offenen Haltung und dem Mut zur Veränderung arbeitet, setzt im Hotel-Recruiting neue Maßstäbe. Denn KI ist kein Selbstzweck, sondern eine Antwort auf reale Herausforderungen in der Personalrekrutierung. Mehr zu diesen Themen, inklusive weiteren Praxisbeispielen und Tipps für Arbeitgeber, gibt es auf hoga.careers – der Plattform für moderne Karrierelösungen in Gastronomie und Hotellerie.