Der Arbeitsmarkt für Berufseinsteiger im Umbruch
Der Start ins Berufsleben gestaltet sich derzeit so schwierig wie schon lange nicht mehr. Eine aktuelle Stepstone-Analyse von mehr als vier Millionen Stellenanzeigen zwischen Januar 2020 und April 2025 zeigt, dass der Anteil an ausgeschriebenen Einstiegsjobs seit 2023 massiv zurückgegangen ist. Nach einem Hoch im Jahr 2021, als viele Unternehmen ihren Personalbedarf nach den Corona-Lockdowns wieder erhöhten, kam es zu einer anhaltenden Abwärtsbewegung. Im ersten Quartal 2025 lag der Anteil an offenen Stellen für Berufseinsteiger 45 Prozent unter dem Durchschnitt der Jahre 2020 bis 2025. Besonders bemerkenswert ist, dass die Zahl der Ausschreibungen unter dem Niveau der ersten Corona-Monate liegt. In einer Zeit, die für junge Menschen ohnehin als schwierig galt.
Ausbildung im Vorteil – Studium unter Druck
Die Analyse verdeutlicht, dass nicht alle Ausbildungswege gleichermaßen betroffen sind. Während Hochschulabsolventinnen und -absolventen deutlich mehr Bewerbungen verschicken müssen, um überhaupt in Auswahlverfahren zu gelangen, sind Bewerber mit abgeschlossener Berufsausbildung im Vorteil. Der Grund liegt darin, dass viele Unternehmen auf praxisnahe Fähigkeiten setzen und weniger bereit sind, lange Einarbeitungszeiten zu finanzieren. Insbesondere klassische Bürotätigkeiten, die traditionell eine große Zahl an Einstiegsjobs geboten haben, sind von den Kürzungen betroffen. Stattdessen zeigt sich ein Zuwachs bei Positionen, die direkten Kontakt zu Menschen erfordern. Ein Trend, der sich in Gastronomie und Hotellerie stark bemerkbar macht.
Gastronomie als Konstante im Arbeitsmarkt
Während sich viele Branchen mit sinkendem Bedarf an Nachwuchskräften konfrontiert sehen, bleibt die Gastronomie ein stabiler Arbeitgeber. Restaurants, Cafés und Cateringbetriebe haben nach wie vor großen Bedarf an Personal, das im direkten Gästekontakt arbeitet oder die Küche unterstützt. Einstiegsjobs sind in dieser Branche weiterhin zahlreich vorhanden. Interessant ist, dass die Gastronomie für klassische Berufseinsteiger attraktiv bleibt und Quereinsteiger in großem Stil aufnimmt. Menschen, die aus anderen Branchen kommen, finden hier schnell Beschäftigungsmöglichkeiten. Der Grund liegt in der hohen Fluktuation, den flexiblen Einsatzmöglichkeiten und der Tatsache, dass viele Tätigkeiten mit einer soliden Einarbeitung erlernbar sind.
Quereinsteiger im Vorteil
Während Hochschulabsolventen in klassischen Bereichen wie Verwaltung oder Marketing lange auf passende Angebote warten müssen, eröffnet die Gastronomie Quereinsteigern unkomplizierte Perspektiven. Wer kommunikativ ist, Belastbarkeit zeigt und Freude am Umgang mit Gästen mitbringt, hat gute Chancen, sich dauerhaft in dieser Branche zu etablieren. Selbst ohne formale Ausbildung in der Gastronomie haben die Bewerber die Möglichkeit, schnell praktische Erfahrungen zu sammeln, die von Arbeitgebern geschätzt werden. Das macht die Branche zu einem attraktiven Anlaufpunkt für alle, die eine berufliche Neuorientierung suchen oder nach einem gescheiterten Bewerbungsprozess in anderen Wirtschaftszweigen nicht länger warten wollen.
Veränderungen bei hochqualifizierten Berufen
Trotz der stabilen Nachfrage nach Personal in der Gastronomie ist ein klarer Trend erkennbar: Die Zahl an ausgeschriebenen Positionen für höher qualifizierte Berufe nimmt ab. Küchenleiter, Chefköche oder Restaurantleiter werden seltener gesucht als noch vor einigen Jahren. Stattdessen sind es günstigere Arbeitskräfte im Service oder in der Küchenhilfe, die stark nachgefragt werden. Der Kostendruck in der Branche spielt hierbei eine zentrale Rolle. Denn viele Betriebe kämpfen mit hohen Kosten und engen Margen; steigende Lebensmittelpreise und Personalkosten drücken auf die Margen. Sie sind gezwungen, die Arbeitskräfte neu zu gewichten und setzen deshalb auf eine Mischung aus erfahrenen Fachkräften und günstigeren Aushilfen oder Einsteigern. Für Berufseinsteiger bedeutet das: Die Chancen auf einfache Jobs sind hoch, doch der Aufstieg in Führungspositionen gestaltet sich schwieriger.
Hotellerie zwischen Fachkräftemangel und Kostendruck
Eine ähnliche Entwicklung zeigt sich in der Hotellerie. Hotels, Pensionen und Resorts sind auf eine hohe Zahl von Mitarbeitenden angewiesen, um den Betrieb rund um die Uhr sicherzustellen. Einstiegsjobs im Bereich Rezeption, Housekeeping oder Service sind nach wie vor leicht zu finden. Auch hier ist die Branche für Quereinsteiger interessant, da viele Hotels bereit sind, neue Mitarbeiter in die Aufgaben einzuarbeiten. Gleichzeitig nimmt die Zahl an offenen Stellen für höher qualifizierte Positionen ab. Hoteldirektoren, Abteilungsleiter oder erfahrene Revenue-Manager werden seltener gesucht. Der Grund ist wirtschaftlicher Natur: Viele Hotels setzen auf neue Technologien und verschlanken die Administration. Aufgaben werden neu verteilt und Führungsstrukturen vereinfacht.
Chancen für Berufseinsteiger und Quereinsteiger
Für junge Menschen, die derzeit Schwierigkeiten haben, passende Einstiegsjobs zu finden, lohnt sich ein Blick auf die Gastronomie und Hotellerie. Beide Branchen bieten die Möglichkeit, mit geringen Einstiegshürden berufliche Erfahrungen zu sammeln und die eigene Karriere aufzubauen. Besonders Quereinsteiger profitieren von der Offenheit der Betriebe, neue Mitarbeiter auch ohne spezifische Vorerfahrung einzustellen. Zwar sind die langfristigen Aufstiegschancen eingeschränkt, wenn weniger höher qualifizierte Positionen ausgeschrieben werden, doch die erworbene Praxis und die Vielseitigkeit der Aufgaben lassen sich später in andere Branchen übertragen.
Einstiegsjobs in Gastronomie und Hotellerie bleiben stabil
Der allgemeine Rückgang von Einstiegsjobs stellt viele junge Menschen vor große Herausforderungen. Während klassische Berufsbilder im Büro oder im Marketing schrumpfen, bleiben Gastronomie und Hotellerie als stabile Arbeitgeber bestehen. Für Berufseinsteiger bietet sich hier die Möglichkeit, trotz schwieriger Arbeitsmarktlage Fuß zu fassen. Vor allem Quereinsteiger finden offene Türen, wenn sie Flexibilität und Einsatzbereitschaft mitbringen. Der Trend zeigt zwar, dass höher qualifizierte Positionen wie Küchenleiter oder Restaurantleiter seltener ausgeschrieben werden, doch Basisjobs im Service und Gästekontakt bleiben gefragt. Damit sichern Gastronomie und Hotellerie weiterhin wertvolle Perspektiven für alle, die nach einem Einstieg in das Berufsleben suchen oder sich beruflich neu orientieren wollen.