Dienstag, September 23, 2025
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Hotelkarriere auch mit Hauptschulabschluss möglich

Hotelkarriere auch mit Hauptschulabschluss möglichHotelkarriere auch mit Hauptschulabschluss möglich

Fachkräftemangel in der Ausbildung: Neue Chancen für Jugendliche mit Hauptschulabschluss in Gastronomie und Hotellerie

Die duale Ausbildung ist das Rückgrat des deutschen Fachkräftenachwuchses, gerade in der Gastronomie und Hotellerie. Doch viele Betriebe stehen derzeit vor einem akuten Problem: Unzählige Ausbildungsplätze bleiben unbesetzt. Eine neue Studie des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) zeigt, dass Unternehmen, welche Schwierigkeiten haben, ihre Ausbildungsplätze zu besetzen, verstärkt auf Bewerberinnen und Bewerber mit Hauptschulabschluss setzen. Diese Entwicklung betrifft die gesamte Ausbildungslandschaft. Besonders stark vertreten sind dabei gastgewerbliche Berufe.

Ausbildungsplätze bleiben besonders im Gastgewerbe unbesetzt

Im Jahr 2023 blieben laut Bundesagentur für Arbeit bundesweit über 73.400 Ausbildungsplätze unbesetzt. Ein historischer Höchststand. Gleichzeitig konnten über 22.000 junge Menschen trotz Ausbildungswunsch keinen passenden Platz finden. Dieses sogenannte „Passungsproblem“ trifft vor allem Branchen mit herausfordernden Arbeitszeiten und körperlich anspruchsvollen Tätigkeiten wie in der Gastronomie und Hotellerie.

Laut einer Sonderauswertung des BIBB entfielen über 15 Prozent aller unbesetzten Ausbildungsstellen im Jahr 2022 auf Berufe im Hotel- und Gastgewerbe. Besonders betroffen waren Ausbildungsberufe wie Koch/Köchin, Fachkraft im Gastgewerbe und Hotelfachleute. In diesen Bereichen sank die Zahl neuer Ausbildungsverträge innerhalb von fünf Jahren teils um mehr als 20 Prozent. Obwohl der Bedarf an Nachwuchs ungebrochen hoch ist.

BIBB-Studie: Mehr Chancen für Jugendliche mit Hauptschulabschluss

Die BIBB-Studie zeigt, dass sich die Rekrutierungsstrategien vieler Betriebe aufgrund des Bewerbermangels verändern. Betriebe, die Ausbildungsplätze nicht vollständig besetzen können, stellen laut Studie deutlich häufiger Jugendliche mit maximal erstem Schulabschluss ein. Rund 45 Prozent dieser Betriebe greifen gezielt auf Hauptschulabsolventinnen und -absolventen zurück, während dies bei ausbildungsstarken Betrieben nur 24 Prozent tun.

Diese Entwicklung bedeutet eine Abkehr von traditionellen Auswahlkriterien, bei denen Schulnoten, Bildungsweg und formale Abschlüsse im Vordergrund standen. Stattdessen zählt in vielen Fällen die Persönlichkeit: Wer motiviert ist, sich anstrengt und Interesse am Beruf zeigt, hat auch mit schwächeren Schulabschlüssen eine realistische Chance.

Gastronomie und Hotellerie: Praxis schlägt Theorie

In kaum einer anderen Branche zählt der persönliche Einsatz mehr als in der Gastronomie und Hotellerie. Der Kontakt mit Gästen, der Umgang im Team, Freundlichkeit, Stressresistenz und Dienstleistungsbereitschaft stehen im Vordergrund. Diese Eigenschaften lassen sich besser in einem Praktikum oder Vorstellungsgespräch beurteilen als auf einem Zeugnis.

Mehr zum Thema:  Gastronomie und Hotellerie: So kommen Sie zur staatlicher Förderung

Jugendliche mit Hauptschulabschluss bringen häufig praktische Fähigkeiten mit. Sei es durch Nebenjobs, Hauswirtschaft, Ehrenamt oder familiäre Verpflichtungen. Viele dieser „Soft Skills“ lassen sich hervorragend in den Ausbildungsalltag integrieren. Wer heute beispielsweise eine Ausbildung als Fachkraft im Gastgewerbe beginnt, hat die Möglichkeit, sich bei entsprechender Leistung bis zur Betriebsleitung hochzuarbeite. Denn die Branche bietet – auch ohne Abitur oder Studium – echte Aufstiegschancen.

Ausbildungsbetriebe müssen aktiv fördern

Doch Jugendliche mit Hauptschulabschluss brauchen oft eine intensivere Begleitung. Betriebe, die solche Auszubildenden aufnehmen, sollten sich auf individuelle Förderung einstellen. Unterstützung beim Lernen, strukturierte Arbeitsabläufe, klare Ansprechpersonen und regelmäßige Feedbackgespräche sind wichtige Erfolgsfaktoren. Förderinstrumente wie ausbildungsbegleitende Hilfen (abH) oder die Assistierte Ausbildung (AsA) unterstützen diese Prozesse.

Auch die Zusammenarbeit mit Berufsschulen, Bildungsträgern und Kammern ist entscheidend, um junge Menschen dauerhaft in der Ausbildung zu halten und sie erfolgreich zum Abschluss zu führen. Die DEHOGA-Verbände bieten praxisnahe Materialien, Schulungen für Ausbilder und Programme zur Azubi-Bindung an.

Gesellschaftlicher Auftrag und wirtschaftliche Chance

Die Entscheidung, Jugendlichen mit Hauptschulabschluss eine Chance zu geben, ist eine wirtschaftliche Notwendigkeit und auch ein gesellschaftlicher Beitrag. Gastronomie- und Hotelbetriebe, die benachteiligten Jugendlichen Perspektiven bieten, leisten einen wertvollen Beitrag zur sozialen Integration und stärken gleichzeitig ihre eigene Zukunftsfähigkeit.

Denn der Fachkräftemangel wird sich in den kommenden Jahren weiter verschärfen. Prognosen zufolge gehen bis 2035 rund 30 Prozent der heutigen Fachkräfte in Rente. Insbesondere in arbeitsintensiven Branchen. Wer heute klug in die Ausbildung investiert, sichert sich langfristig entscheidende Wettbewerbsvorteile.

Ausbildung neu denken – Chancen auch bei Kandidaten mit Hauptschulabschluss erkennen

Die BIBB-Studie unterstreicht, dass Ausbildungsplätze nicht unbesetzt bleiben müssen, wenn Betriebe offen sind für neue Zielgruppen und individuelle Förderung. Gastronomie und Hotellerie bieten hervorragende Einstiegsmöglichkeiten für Jugendliche mit Hauptschulabschluss. Statt auf perfekte Noten zu warten, sollten Betriebe auf Potenzial, Persönlichkeit und Praxistauglichkeit setzen.

Eine Ausbildung in der Gastronomie oder Hotellerie ist kein Kompromiss, sondern ein starker Berufseinstieg mit viel Raum für Entwicklung. Wenn Jugendliche und Betriebe zusammenfinden, kann aus einem unbesetzten Ausbildungsplatz eine Erfolgsgeschichte werden, für den Azubi, den Betrieb und die ganze Branche.

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