Montag, September 15, 2025
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Gastronomie und Hotellerie Teilzeitquote auf Rekordhoch

Gastronomie und Hotellerie Teilzeitquote auf RekordhochGastronomie und Hotellerie Teilzeitquote auf Rekordhoch

Aktueller Stand der Teilzeitquote in Gastronomie und Hotellerie

In Deutschland liegt die Gesamt-Teilzeitquote der Arbeitnehmer inzwischen bei 40,1 Prozent (zweites Quartal 2025), ein Rekordwert. Allerdings: Spezifische, aktuelle Zahlen getrennt für Gastronomie und Hotellerie werden seltener veröffentlicht. Klar ist, dass das Gastgewerbe (also Gastronomie- und Beherbergung-Betriebe) zu den Branchen mit einem der höchsten Anteile an Teilzeit, geringfügiger Beschäftigung und Niedriglohnbeschäftigung gehört. In einigen Regionen sind sogar mehr als 50 % der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im Gastgewerbe teilzeitbeschäftigt. Das heißt: Die Arbeitgeber der Gastronomie und Hotellerie liegen deutlich über dem Bundesdurchschnitt der Teilzeitquote, insbesondere unter Berücksichtigung der geringfügigen Beschäftigungen und der saisonalen Anstellungen.

Gründe für die hohe Teilzeitquote

a) Gastronomie

In der Gastronomie gibt es mehrere zusammenspielende Faktoren, die zu einer besonders hohen Teilzeitquote der Arbeitnehmer führen. Erstens spielen Arbeitszeiten eine große Rolle: Viele Betriebe haben unregelmäßige Öffnungszeiten, späte und frühmorgendliche Schichten, Wochenend- und Feiertagsarbeit. Diese Rahmenbedingungen erschweren eine Vollzeitstelle, vor allem wenn Mitarbeitende Familie, Pflegeverpflichtungen oder andere Nebenaufgaben haben. Der Wunsch nach Lebensqualität und Freizeit wird stärker betont. Zweitens sind lohnspezifische Gründe relevant: Die Gastronomie zählt zu Branchen mit vergleichsweise niedrigen Löhnen, begrenzten Entwicklungsperspektiven und hoher Abhängigkeit von Zuschlägen oder Trinkgeldern. Wer Vollzeit arbeitet, verdient mehr, aber oft nicht deutlich mehr, insbesondere wenn Mehrarbeit, Überstunden oder Zuschläge berücksichtigt werden. Umgekehrt bedeutet Teilzeit eine geringere Bezahlung und weniger Zuschläge, aber eine bessere Vereinbarkeit von Privatleben und Arbeit. Drittens strukturelle Aspekte: Saisonale Schwankungen in Gastronomie (Tourismus, Feiertage, Wetter etc.), geringfügige Beschäftigung und kurzfristige Einsatzzeiten führen dazu, dass Vollzeitstellen seltener angeboten werden. Flexibilität ist gewünscht, aber oft auf Seiten der Betriebe – und nicht immer freiwillig auf Seiten der Mitarbeitenden.

b) Hotellerie

In der Hotellerie gelten viele der gleichen Faktoren wie in der Gastronomie, aber mit einigen Besonderheiten. Die Beherbergungsbranche arbeitet oft rund um die Uhr, also auch Nachtdienste, Schicht- und Wochenendarbeit sind Standard. Das bedeutet: Vollzeit ist mit sehr unregelmäßigen und oft belastenden Dienstzeiten verbunden. Manche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wählen bewusst Teilzeit, um diese Belastungen zu reduzieren. Zusätzlich spielt der Fachkräftemangel eine Rolle: Hotelbetriebe haben Probleme, Vollzeitkräfte zu finden oder zu halten, weshalb Teilzeitmodelle angeboten oder toleriert werden, weil weniger Verpflichtung gegenüber Überstunden besteht oder weniger Personal zur Abdeckung aller Dienste verfügbar ist. Ein weiterer Grund ist, ähnlich wie in der Gastronomie, dass viele Mitarbeitende (z. B. junge Leute, Studierende) in der Hotellerie Teilzeitjobs nutzen, weil Vollzeit oft weniger interessant ist aufgrund der Belastung und oft geringen zusätzlichen finanziellen Vorteile. Zudem sind auch Tourismus-Schwankungen und Saisonalität starke Einflussfaktoren: in Hochsaison wird aufgestockt, in Nebensaison reduziert.

Auswirkungen auf Arbeitgeber

a) Gastronomen

Hohe Teilzeitquoten bringen für Gastronomen Vor- und Nachteile. Positiv ist, dass Teilzeitkräfte eine gewisse Flexibilität ermöglichen: Der Gastronom kann besser auf schwankende Gästezahlen reagieren, kurzfristig Personal einsetzen, Spitzenzeiten abdecken ohne dauerhaft Vollzeitverträge belasten zu müssen. Teilzeitkräfte können helfen, Personalkosten zu steuern, insbesondere wenn es um Zuschläge, Arbeitsstunden und Überstunden geht. Auf der negativen Seite erzeugt eine hohe Teilzeitquote organisatorischen Mehraufwand: Dienstpläne werden komplizierter, es wird schwieriger, Verlässlichkeit herzustellen (z. B. dieselben Leute für Abend- oder Wochenenddienste), Schulungskosten können steigen, wenn viele Teilzeitkräfte regelmäßig neu oder in anderen Bereichen eingesetzt werden müssen. Zudem können Qualität und Kontinuität leiden, wenn Personal häufig wechselt oder wenn Teilzeitkräfte kaum in Vollzeitrollen einsteigen.

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b) Hoteliers

Für Hoteliers sind die Herausforderungen ähnlich, aber hier oft noch ausgeprägter, weil der Service in Hotels (Rezeption, Housekeeping, Gastronomie des Hotels, Wellness etc.) kontinuierlich verfügbar sein muss. Die hohe Teilzeitquote dieser Arbeitgeber führt zu Planungsschwierigkeiten, wenn z. B. Schichtübergaben, Nacht- oder Wochenendschichten betroffen sind. Personalkosten können steigen, wenn Zuschlagsregelungen greifen oder wenn Ersatzkräfte für krankheits- oder urlaubsbedingte Ausfälle notwendig sind. Andererseits bietet die Teilzeit-Beschäftigung die Chance, als attraktiver Arbeitgeber zu gelten (z. B. durch flexible Teilzeitmodelle), was im Wettbewerb um Fachkräfte wichtig ist. Hoteliers, die Teilzeit attraktiv gestalten, haben bessere Chancen, Mitarbeitende zu halten. Auch die Steuerung der Arbeitskosten durch Teilzeitverträge durch die Arbeitgeber der Gastronomie und Hotellerie – insbesondere in Zeiten schwankender Belegungsraten – hilft, Kosten einzudämmen. Aber: Werden zu viele Teilzeitkräfte eingesetzt, kann dies zu ineffizientem Einsatz, höheren Schnittkosten und Verlust an Teamidentität führen.

Auswirkungen auf Arbeitnehmer

Für Arbeitnehmer in Gastronomie und Hotellerie bringt die Teilzeit sowohl Chancen als auch Nachteile. Positiv ist, dass die Teilzeit oft eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben erlaubt: mehr Freizeit, weniger Belastung, größere Kontrolle über Arbeitszeiten, mehr Flexibilität – besonders wichtig für Eltern, Pflegepersonen, oder Menschen mit anderen Nebenverpflichtungen. Ebenso können Teilzeitmodelle attraktiv sein, wenn Vollzeit schlicht nicht möglich erscheint aufgrund der Belastung oder weil das Einkommen bei Vollzeit nicht proportional deutlich höher ist. Wer Teilzeit arbeitet, kann vermeiden, in ständige Überstunden, Schichtstress oder Nachtarbeit gedrängt zu werden.

Nachteile der Teilzeit-Arbeitnehmer: Sie verdienen naturgemäß weniger, haben oft weniger Anspruch auf Zusatzleistungen, weniger Karriere- und Aufstiegschancen und tendenziell geringere Rentenansprüche. In der Hotellerie und Gastronomie ist zudem oft weniger Planbarkeit möglich: kurzfristige Änderungen im Dienstplan, geringe Sicherheit für Stundenanzahl, manchmal mehr Mehrarbeit ohne volle Entlohnung, Abhängigkeit von Trinkgeldern oder Zuschlägen. Auch soziale Absicherung (im Krankheitsfall, Urlaub, etc.) kann schlechter sein, wenn Teilzeitverträge knapp bemessen sind oder wenn geringfügige Beschäftigung kombiniert wird. Schließlich kann Teilzeit unfreiwillig sein – Menschen würden gerne mehr arbeiten, finden aber keine Vollzeitstelle, weil der Betrieb sie nicht anbietet oder weil Arbeitsbedingungen Vollzeit unattraktiv machen.

Teilzeitquote im Gastgewerbe: Chancen und Risiken

Die Gesamt-Teilzeitquote in Deutschland ist auf einem Rekordniveau – 40,1 % im 2. Quartal 2025 (Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung). Gastronomie und Hotellerie gehören zu den Branchen, in denen Teilzeit überdurchschnittlich verbreitet ist, insbesondere bei sozialversicherungspflichtiger Teilzeit und Minijobs. Die Gründe liegen in den besonderen Arbeitszeiten, Belastungen, Lohnverhältnissen und dem Fachkräftemangel sowie in persönlichen Präferenzen für mehr Freizeit und Lebensqualität. Arbeitgeber können durch attraktive Teilzeitmodelle profitieren, stehen aber vor Herausforderungen in Planung, Qualität und Personaleinsatz. Für Arbeitnehmer bietet Teilzeit mehr Flexibilität und besseres Gleichgewicht Beruf und Privatleben, aber mit Nachteilen bei Einkommen, sozialen Leistungen und beruflichen Perspektiven.

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